Frage: ich weiss, die frage ist hier falsch...

aber ich weiss im moment nicht mehr an wen ich mich wenden soll. wenn sie auch meine frage vielleicht nicht beantworten mögen, vielleicht wissen sie, wohin ich mich wenden soll. wir haben solche schwierigkeiten mit unserem 6jährigen sohn, das ich wirklich am ende bin. er verweigert alles was mit pflichterfüllung zu tun hat, waschen, zähneputzen... er bekommt wutanfälle, die mir richtig angst machen, er kann nicht spielen, er ist immer bei mir, wenn er nicht draussen ist, er braucht dann den dauerndenkontakt zu mir, mit fragen, unterhalten... wir hören immer nur, greift konsequent durch, und keiner glaubt uns, das das nicht hilft. wir sind richtig ohnmächtig und handlungsunfähig. es geht alles nur mit totalem terror. jetzt soll er auf ads getestet werden. und psychologisch untersucht werden. desweiteren hat er für die übergangszeit zappelin verschrieben bekommen. aber was mache in in der zwischenzeit? bis wir die termine an der uni haben? termin bei der erziehungsberatungsstelle haben wir erst für den 17. märz 2003 bekommen. eben bekam ich wieder einen anruf seiner lehrerin, er wäre 1,5 stunden zu spät gekommen. und strafen oder konsequenzen haben da bisher nicht gegriffen. ich weiss noch nicht mal mehr wie ich reagieren soll, wenn er heute mittag nach hause kommt. bitte bitte, schicken sie mir einen link, eine adresse oder sonstwas, ich weiss ncht weiter, sonst würde ich nicht frecherweise sie hier anschreiben, obwohl es hier um die ganz kleinen geht... lg von einer völlig verzweifelten mutter

Mitglied inaktiv - 12.11.2002, 10:20



Antwort auf: ich weiss, die frage ist hier falsch...

Liebe Frau ?, Sie haben tatsächlich ein großes Problem, um das Sie sicher niemand beneidet. Damit es soweit gar nicht kommt, haben wir dieses Forum eingerichtet. Selbstverständlich kann ich Ihnen jetzt keinen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut aus dem Hut zaubern, der sich der Sache annimmt. An den späten Terminen, die überall so ausfallen, sehen Sie, wie groß die Not inzwischen in den Familien geworden ist. Sie und Ihr Sohn sind also absolut kein Einzelfall. Ob ich im Fall Ihres Sohnes von ADS ausginge, wage ich zu bezweifeln. Insofern sind alle Medikamente, aus welcher Kiste auch immer, fragwürdig. Das beste erscheint mir ist, daß Sie sehen und verstehen, was sich in Ihrem Sohn abspielt. Wenn ich das richtig einschätze, viel weiß ich ja nicht, dann zeigt Ihr Sohn eine klassische regressive Phase. Regressiv heißt, daß sich ein Kind auf eine Entwicklungsstufe zurückbegibt, die nicht mehr seinem Alter angemessen ist. In solchen Faällen darf man vermuten, daß in dem Alter, als diese Entwicklungsstufe angesagt war, irgendetwas ziemlich falsch verlaufen ist. Die dabei entstandenen, unverarbeiteten Gefühle kommen nun wieder hoch, weil es etwas gibt, daß ähnlichen Konfliktstoff bietet wie seinerzeit. Dem Verhalten nach ist auf eine Regression in die Trotzphase zu schließen. Das Problem ist dabei, daß das Kind im fortgeschritteneren Alter nun über andere Machtmittel verfügt, seinen Trotz durchzuführen. Was dadurch passiert, erleben Sie jetzt. Was können sie vorläufig tun, bis therapeutische Hilfe kommt? In aller Kürze: Sie können prinzipiell alles das tun, was sie damals hätten tun sollen, um mit dem damals notwendigen Trotzverhalten Ihres Sohnes klar zu kommen. D.h. erstens Verständnis entwickeln für das, was da vor sich geht (Loslösung von der primären Bezugsperson/ Selbstfindung, etc.). Vorab entscheiden, was an Willen akzeptiert werden kann und was nicht. Daraus folgend Regeln mit dem Kind zusammen entwickeln, die für das Kind sinnvoll und für die Gemeinschaft nützlich sind. Diese Regeln Ihrerseits konsequent und ohne Autorität durchsetzen. Was noch ganz wichtig ist: Sie müssen gerade jetzt die ungeheure Not erkennen, die in Ihrem Kind steckt, und Sie müssen viel mit ihm über diese Gefühle reden, die in zu solcher Unbeherrschtheit verurteilen. Sie sehen, daß es in diesem Alter schon viel komplizierter geworden ist. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 13.11.2002