Frage: Hypospadie

Meine Frage richtet sich eher an Sie als Kindertherapeut. Mein Sohn (2) hat eine leichte Hypospadie, OP nur aus kosmetischen Gründen notwendig, allerdings mit hohen Risiken (Fistelbildung, weitere OPs). Wir wollen unser Kind später selbst entscheiden lassen. Viele sagen aber, wir sollten auf jeden Fall JETZT operieren, damit gar nicht erst seelische Belastungen auftreten (die laut Meinung vieler auf jeden Fall auftreten). Dagegen spricht eine strapaziöse OP (evtl. sogar mehrere), deren Auswirkungen traumatisch sein könnten. Ist das Aussehen des Penis wirklich so entscheidend für die sexuelle Identifikation in der Kindheit/Jugend? Ist es nicht vorstellbar, dass ein Kind damit groß wird und es für sich als normal erachtet? Ist das Risiko, dadurch seelisch instabil zu werden wirklich so groß? Wir erziehen unsere Kinder vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen, so dass ich eigentlich ein stabiles Selbst bei unserem Sohn in der Zukunft voraussetzen kann. OP jetzt oder warten? Danke.

Mitglied inaktiv - 27.08.2007, 18:31



Antwort auf: Hypospadie

Hallo, ohne den Befund selbst gesehen zu haben, ist die Beantwortung dieser Frage für mich eigentlich nicht möglich. Ganz allgemein kann man sagen, daß eine Hypospadia glandis, unproblematisch auch für die sexuelle Identifikation später ist. Der Harnröhrenausgang ist bei vielen Männer gar nicht vollends an der Spitze der Eichel, sondern etwas weiter "unten". Das gilt auch für den Fall, daß die Vorhaut etwas 2schürzenförmig" ist. Aber schon bei der Hypospadia glandopenilis oder coronaria wird es für den Junge später schwierig. Erstens sieht er anders aus, zweitens kann er seinen Urinstrahl nicht genau richten, drittens ist manchmal der Penisschaft leicht nach unten gekrümmt (durch die sog. Chorda). Was Sie brauchen, ist neben dem erfahren und einfühlsamen KiA/KiÄ ein erfahrener Urologe, der auch die anatomischen Verhältnisse kennt und gut beurteilen kann. Der operative Eingriff richtet sich nach den anatomischen Voraussetzungen. Fast immer braucht man die Vorhaut um die Harnröhre ein Stück zu verlängern und die gespaltene Galns zu schließen (also nie Beschneidung durchführen lassen!). Das geht aber nur im Kleinkindalter weitgehend ohne Probleme, später, d.h. nach der Pubertät, geht es nur noch ganz schwierig. Man operiert eigentlich die Kinder zwischen 1 und 2 Jahren. Wo leben Sie? Es gibt nicht so viele Kliniken, die solche Operationen gut durchführen. Vielleicht schreiben Sie mir noch einmal. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 31.08.2007