Frage: Handgreifliche Geschwistereifersucht

Hallo Herr Posth, meine Tochter (2 3/4) ist seit der Geburt unseres Sohnes (10 M) sehr eifersüchtig. Sie kratzt, schlägt und nimmt ihm alles fort, womit er gerade spielt. Ich habe ihr zigfach erklärt, dass dies nicht richtig ist, dass sie ihm weh tut etc. Wir sind eher "softe" Eltern und bekunden ihr ständig unsere Liebe, insb. nach der Geburt unseres Sohnes. Einmal ist mir auch der Geduldsfaden gerissen und ich habe ihr einen Klaps auf die Hand gegeben, nachdem sie unseren Sohn nach mehrfacher Verwarnung wieder im Gesicht gekratzt hat. Ich habe das Gefühl, dass alles Reden, sie beiseite schieben, schimpfen etc. überhaupt nicht hilft. Es geht quasi völlig an ihr vorbei. Nun ist sie ein sehr unabhängiges Kind, d.h. sie macht viel mit sich aus, will nicht immer geknuddelt werden und hat einen starken Willen. In der Kita ist sie sehr brav und gar nicht aggressiv ggü anderen Kindern. Wie soll ich ihre starke Reaktion auf den Bruder eindämmen, so dass er auch nicht zu kurz kommt? Danke

Mitglied inaktiv - 30.11.2009, 10:09



Antwort auf: Handgreifliche Geschwistereifersucht

Stichwort: Eifersucht auf den Neuankömmling Hallo, die entscheidende Person im Leben eines Kindes, wenn ein Geschwisterchen zur Welt kommt, ist der Vater. Das ältere Kind erlebt sich plötzlich verstärkt aus der Mutterbindung heraus katapultiert und fängt nun an, um seine vermeintlichen Rechte zu kämpfen. Dabei wendet es je nach Veranlagung und Alter auch aggressive Mittel an. Ist das Kind aber schon gut losgelöst (s. Loslösung im gezielten Suchlauf) und hat es einen starken Vater, dann kann es sich leisten, Bindungsprivilgien an das Geschwisterchen abzugeben. Die Mutter selbst kann dadurch, dass sie das ältere Kind ein wenig in die Babypflege mit einbindet parallel zu Entspannung der Situation beitragen. Zuviel Schimpfen oder sogar Schlagen -wie auch immer- verschlimmert das Problem, denn das Kind fühlt sich ungerecht behandelt und erlebt, das es von seinen Eltern nicht verstanden wird. die Schuld daran (i.S. von Verursachung) gibt es dem Geschwisterchen. Die aggressiven Attacken können sich dadurch verschlimmern. Kommt es zu einer schmerzhaften Attacke gegen das Baby, ist mit 2 1/2 Jahren schon Induktion angesagt (s. wieder gezielter Suchlauf). Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 02.12.2009