Frage: Halte ich unbewusst mein Kind zurück?

Sehr interessiert lese ich alle Fragen und Ihre Antworten. Bei meiner Tochter ( 12Monate) beschäftigt mich jetzt eine Frage sehr intensiv. Meine Tochter ist zuhause ein total fröhliches (singt und tanzt) und auch sehr stürmisches Kind. Wenn wir jedoch zweimal die Woche in den Krabbelstunden sind, ist sie wie ausgewechselt. Sie sitzt nur in meiner Nähe und schaut den anderen spielenden Kindern nur zu. Dies kann auch unter Umständen 2 1/2 Stunden der Fall sein. Daheim sitzt sie keine 5 Minuten still. Mir tut dies richtig im Herzen weh. Ich war als Kind genauso (allerdings daheim und außer Haus). Bei mir war dies aber nach meiner Meinung nicht verwunderlich, da ich als Baby wenig Trost und später wenig Beachtung und eine sehr strenge Erziehung durch meine Eltern erfahren habe. Habe auch heute noch Schwierigkeiten bzw. Ängste wenn ich mich einer neuen Gruppe stellen soll. Dass jetzt aber meine Tochter das gleiche Verhalten hat, ist für mich schon fast schockierend. Ich hab sie als Baby kein einziges Mal schreien lassen, beschäftige mich eigentlich den ganzen Tag mit ihr und lob sie auch viel. Warum ist sie dann so zurückhaltend und hat, wie es für mich scheint, in der Gruppe kein Selbstbewußtsein? Ich denke das ich sie einfach etwas einschränke, weil ich eigentlich irgendwie noch nicht bereit bin, sie "ziehen" zu lassen. Vielleicht merkt sie dies und bleibt deshalb in meiner Nähe? Denn wenn ich mich mit ihr zu den Kindern setzte spielt sie richtig begeistert`!Dies wäre doch aber sicherlich nicht gut für sie, oder??? Bisher habe ich sie erst ein Mal für zwei Stunden zu den Großeltern gegeben und in dieser Zeit war i c h sehr unglücklich. Bin ich eine richtige Glucke? Sollte ich da an mir arbeiten oder denken Sie, dass ich als Mutter am besten weiß, wann die Zeit für längere Trennungen so weit ist? Mein Mann ist meistens unter der Woche über Nacht beruflich unterwegs. Die zwei haben aber trotzdem ein sehr inniges Verhältnis. Buh, ich hoffe es ist einigermassen verständlich geschrieben.

Mitglied inaktiv - 14.09.2004, 13:58



Antwort auf: Halte ich unbewusst mein Kind zurück?

Hallo, Ihre Tochter befindet sich jetzt in der Phase der Anhänglichkeit, die den Beginn der Loslösung anzeigt. In dieser Phase ist es generell schwierig, daß die Säuglinge oder Kleinkinder von sich aus Kontakt miteinander aufnehmen. Und meist enden solche Kontakte im "Sichwegreißen" von Spielsachen oder "an den Haaren ziehen". die eher etwas ängstlichen bleiben dann lieber an Mamas Seite, die eher offensiven "mischen sich schon ein". Also prognostizieren Sie noch nichts für die Zukunft. Je mehr Sicherheit Ihre Tochter bei Ihnen erhält, desto selbstbewußter wird sie später, eine gelingende Loslösung vorausgesetzt (s. mein Langtext über das emotionale Bewußtsein, link oben rechts). Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 20.09.2004



Antwort auf: Halte ich unbewusst mein Kind zurück?

Hallo, sorry, dass ich mch einmische, ich lese hier so gerne rum, finde selbst immer Anregungen ... Als ich Deinen Beitrag gelesen habe, dachte ich spontan: bloss nicht ! Und zwar: bloss nicht zweifeln, Du würdest etwas falsch machen, bloss nicht reininterpretieren, Deine Tochter hätte schon dieses oder jenes Verhalten ! Sie ist 12 Monate alt (jung!!), immernoch sehr von Dir und Deiner Fürsorge als feste Bezugsperson abhängig - Du gibst ihr diese Sicherheit ... was soll an der Situation falsch sein ?? Mein erster Sohn war auch so ein Sensibelchen, hing mir bei Pekip, Musikstunden, Krabbelgruppen, Elterntreffen bis er fast 3 Jahre alt war meist auf dem Schoss rum; er hat das einfach gebraucht, den sicheren Hafen Mama ! Akzeptiere bitte ihr Verhalten, und wenn es so ist, dass sie NUR bei Dir sein will, dann ist es eben so. Spätenstens mit 18 hat sie da andere Vorstellungen *ggg Mein Sohn ist heute übrigens fast 6 Jahre alt, selbstbewusst und selbständig in jeder Hinsicht, was mir zeigt, dass mein "glucken" im Sinne von "behüten" damals richtig war. Und noch zu Dir: Was ist schlimm daran, wenn auch Dich eine Trennung schmerzt ? Ich finde das normal ! Die Zeit wird kommen, wo auch Du überhaupt kein Problem mehr mit dem Abgeben hast. Bei mir hat sich das schlagartig ergeben, was ich vorher auch nie gedacht hätte. Also, mach doch einfach weiter so :-) lg Cosma

Mitglied inaktiv - 20.09.2004, 21:39