Hallo Hr. Dr. Posth,
unsere Tochter ist 19 Monate alt. Die ersten 7 Monate war ich voll zu Hause und mein Mann voll berufstätig. Seit ihrem 8. Lebensmonat teilen wir uns die Elternzeit. Jeder geht drei Tage in der Woche arbeiten. An dem einen Tag, an dem wir uns überschneiden, ist unsere Tochter bei den Großeltern. Mit dieser Lösung sind alle (inkl. Tochter und Großeltern) bislang überaus zufrieden.
Nach meinem Eindruck hat meine Tochter keine bevorzugte Bezugsperson. Eher ist es so, dass es von Zeit zu Zeit leichte Mama- oder Papaphasen gibt, wo der ein oder andere einmal z.B. zum Trösten bevorzugt wird.
Wie funktioniert bei uns dann die Ablösung?
Viele Grüße und vielen Dank für Ihre wertvolle Arbeit hier im Forum!
Mitglied inaktiv - 01.10.2007, 10:49
Antwort auf:
geteilte Elternzeit - Loslösung
Stichwort: Bindungsverwirrung
Hallo, über die Mechanismen der Bindungsstrukturen bei von den Eltern zeitweise parallel betreuten Kindern weiß man noch sehr wenig. Das Wissenschaftlerehepaar Grossmann hat dazu einiges geforscht und ist zu sehr interessanten und wichtige Schlüssen gekommen (Bindungshierarchie, Bindungsverwirrung etc.). In der Regel vergeben die Säuglinge und Kleinkinder Präferenzen, also zeigen zu einer der verschiedenen "Angebotspersonen" ein deutlich stärkeres Bindungsverhalten. Das ginge dann ein in die Bindungshierarchie und stellt so eine Art "Ausweg" vor der Bindungsverwirrung dar. Ein negativen Einfluß auf die psychosoziale Entwicklung hat das allen heutigen Erkenntnissen zufolge nicht. Schwierig wird es für ein Kind dann, wenn die Bindungspersonen nicht ausreichend zur Verfügung steht oder durch eine konkurrierende Bindung "aus dem Feld geschlagen" wird.
Die Auswirkungen auf die Loslösung sind noch weniger erforscht, da das Phänomen der Loslösung in der Bindungstheorie bis heute ohnehin noch schlecht verankert ist. Man darf aber schlussfolfern, daß wenn die Personen, die an Bindung und Loslösung beteiligt sind, klare Rollen abgeben, dann wird es für das Kind relativ leicht sein, sich die jeweils passende Person für die gerade benötigte Funktion auszusuchen. Aber diese Rollen müssen dann von den ELtern erkannt werden und weiterhin auch eingehalten werden. Sonst wird es zu erschwerten Loslösungsschritten kommen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 03.10.2007