Frage: Essensdrama

Hallo Herr Dr. Posth, unsere 2 1/2jähr. Tochter freut sich offensichtlich aufs Essen, hat oft schon den Löffel ausgestreckt in der Hand, läuft dann aber weg, wirft sich auf den Boden, weint und sagt immer wieder „auch nicht“. Oft erst, wenn ich dann ihr Essen nach einiger Zeit wegräumen will, isst sie. Schon als Stillkind hatte sie erst eine Minute an der Brust getrunken, dann erbärmlich geschrien und nach einiger Zeit wieder ganz friedlich getrunken. Irgendwie erinnert mich das Eßverhalten auch an damals. Die Nächte sind auch sehr unruhig, offenbar hat sie Verlustangst. Sie will am liebsten die ganze Nacht bei der Hand gehalten werden, wacht schreiend auf und läßt sich auch im Arm erst nach ca.1/2 Stunde beruhigen und wacht später auch im Arm wieder schreiend auf. - Haben sie eine Idee, was hinter dem Essensdrama stecken könnte? - Was sollen wir nachts nur tun, um ihr zu versichern, dass wir da sind, aber auch schlafen müssen? Herzlichen Dank für Ihre Hilfe Cornelia

Mitglied inaktiv - 20.11.2006, 09:59



Antwort auf: Essensdrama

Liebe Cornelia, um die jetzt auftretenden Verlustängste einordnen zu können, müßte ich wissen, was Ihre Tochter inzwischen alles erlebt und zu verarbeiten hat. Wie ist es z.B. mit Fremdbetreuung? Gibt es so etwas für Ihre Tochter schon. Geht sie schon in eine Ki-ta? Gab es dort eine harte Ablösung? Wie weit ist Ihre Tochter überhaupt in der Loslösung gekommen(s. mein Langtext, link oben links, Teil 3 und gezielter Suchlauf)? Das Eßverhalten deutet ganz stark auf Trotzerscheinungen hin. Ihre Tochter sucht die die Selbststimmung und merkt ihre Grundhaltung oft erst, nachdem sie die ersten Bisse schon heruntergeschluckt hat. Erst wenn Sie ihr dann das Essen wegnehmen wollen, besinnt sie sich eines Besseren, da sie ja Hunger hat und Lust auf das Essen. Appetit und Trotzhaltung ergeben einen so gennanten Ambivalenzkonflikt. In solchen Fällen hilft oft die "paradoxe Intervention". Das heißt, Sie stellen Ihrer Tochter zwar das Essen hin, sagen ihr aber, so muß nicht essen oder vielleicht sogar, Sie darf nicht essen. Dann wenden Sie sich erst einmal ab. Berichten Sie einmal, was passiert. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 22.11.2006