Frage: Entwicklungsverzögerung

Unser Sohn, 6 Monate, wurde 4 Wochen vor Termin (wg. falscher Placentalage & Querlage) mit knapp 3000 g per Kaiserschnitt entbunden. Apgar 9/10/10. Die ersten 6 Wochen verbrachte er meist schlafend, außer beim Wickeln, da schrie er pausenlos. Wenn er ausnahmsweise mal wach war, wirkte er eher abwesend, uninteressiert - einfach anders als unser erstes Kind. Er war oft nach hinten überstreckt und die Arme sehr hyperton in Beugehaltung. Anfängliche Trinkschwierigkeiten (Ansaug- und Schluckprobleme) haben sich nach einiger Zeit gelegt, er wird noch voll gestillt. Ohne daß er die Grenzwerte in de ersten Woche überschritt, dauerte es ca. 4 Monate, bis sein Bilirubin sich komplett normalisiert hatte.Im Alter von 4 Wochen wurde er stationär durchgecheckt: Kopf-US, EEG, Stoffwechsel, Organe, Augen, Ohren - bis auf eine leichte Hypothyreose alles normal. Die Schläfrigkeit hat sich inzwischen sehr gebessert (wie wir meinen, mit sinkendem Bili-Spiegel), er hat jetzt einen unauffälligen Schlafrhythmus. Im Moment haben wir folgende Entwicklungsverzögerungen: Schlechte Kopf- und Rumpfkontrolle (hypoton) im gehaltenen "Sitzen". Fängt jetzt langsam an, den Kopf in Bauchlage zu heben, allerdings ohne Beteiligung der Arme. Fast keine Lautäußerungen (manchmal Wohlfühllaute, wie ein gesungenes "A") aber keine Silben, bzw. spielerischer Umgang mit Lauten. Er hat wenig Interesse an Gesichtern, folgt uns aber gut, wenn wir uns im Zimmer hin- und herbewegen. Er lächelt äußerst selten (manchmal tagelang gar nicht, dann auch mal 2-3 mal am Tag, vor allem beim "Spielen") und eher als Zeichen des Wohlfühlens, als als "Anlächeln" - bin mir gar nicht sicher, ob er mich wirklich erkennt. Seine Mimik ist ziemlich ausdruckslos, wenn sein Blick auf mein Gesicht fällt. Ich habe nur für kurze Momente das Gefühl, dass ein Kontakt besteht, wenn überhaupt. Gegenständen folgt er recht gut in alle Richtungen, seine Arme schießen dann ruckartig nach vorne und umklammern die Rassel wenn man sie ihm hinhält. Wir machen seit ca. 10 Wochen KG nach Vojta, ohne nennenswerte Fortschritte. Die U5 bzw. die letzte Untersuchung im SPZ ergaben folgende Beschreibung: Retardierung der Gesamtentwickllung mit schwerer ZKS noch unklarer Genese. (7 abnorme Lagereaktionen, EQ 60) 1. Da unser Sohn in letzter Zeit auch (wie mir scheint) stereotype bzw. unwillkürliche Bewegungen zeigt, kommt mir immer mal wieder der Verdacht "Autismus". Sollte man hier eine möglichst frühe Diagnose anstreben, um therapeutisch nichts zu vesäumen, oder könnten wir uns noch ein bißchen eine hoffnungsvolle Zeit gönnen? 2. Welche zusätzlichen Erkenntnisse könnte uns ein MRT bringen? 3. Ich habe schon mal bei Ihnen angefragt, wg. Entwicklungsverzögerung/geistige Behinderung - heute die Frage mal so herum: Zeigt sich eine geistige Behinderung nicht immer zuerst als Entwicklungsverzögerung? 4. Was ist der Unterschied zwischen Entwicklungsverzögerung und E.-störung? 5. Zur Sprachentwicklung: Gibt es irgendetwas, um unser Kind diesbezüglich zu fördern? Logopädie für Säuglinge??? 6. Gibt es eine Frage, die sie mir empfehlen können, meinem Kinderarzt zu stellen, z.B. ist Test XY gemacht worden. oder irgendeine andere Anregung für uns? 7. Haben Sie irgendwelche Vorschläge bezüglich der Krankengymnastik - darf man sich da überhaupt etwas erhoffen? 8. Kann der lange erhöhte Bili-Spiegel bzw. 10 Tage mit Wehenhemmern für irgendwelche Schäden im Gerhirn verantwortlich sein - wie könnte man dieses nachweisen? 9. Können wir, trotz seines relativ hohen Geburtsgewichtes, die 4 Wochen bei seiner Entwicklung abziehen? 10. Ist es möglich, daß ein Kind so eine starke Verzögerung noch aufholt, oder sollten wir uns lieber nicht allzu viele Hoffnungen machen (dieses auf und ab macht mir immer mehr zu schaffen...) Bitte verzeihen Sie die unverschämt lange Anfrage, aber wenn man sich ständig Gedanken macht, will man einfach nichts verpassen und keinen echten Experten unbehelligt lassen. Ein gutes neues Jahr für Sie und ganz herzlichen Dank für Ihre Mühe schon im Voraus!!! Beba

Mitglied inaktiv - 04.01.2003, 16:31



Antwort auf: Entwicklungsverzögerung

Liebe Beba, es tut mir wirklich schrecklich Leid, aber für die Beschäftigung mit einem solchen Problemkomplex brauchte ich auch in meiner Praxis mehrere Stunden mit verschiedenen Begegnungen. Selbst in einer Klinik benötigte man viele Tage, um alles abzuklären. Wenden Sie sich bitte an eine neuropädiatrische Abteilung in einer guten Kinderklinik. Tun Sie aber, denn es ist sehr wichtig! Viele Grüße und alles Gute

von Dr. med. Rüdiger Posth am 06.01.2003