Frage: Einschlafen nur mit Schreien

Hallo, unsere Tochter Mia ist 3 Monate alt. Wir haben einen ziemlich festen Rhythmus. Sie schläft von ca. 8 Uhr abends bis 8 Uhr morgens, kommt in der Nacht gegen 2 Uhr und gegen 6 Uhr, dann stille ich sie und sie schläft dann -fast immer- gleich weiter. Vormittags schläft sie ca. 1/2 Stunde und macht von 12-16 Uhr ihren Mittagsschlaf. Soweit so gut. Leider haben wir das Problem, daß sie, sobald sie müde wird, anfängt zu quängeln, was sich immer mehr zum Schreien entwickelt. Sie schafft es nicht, einfach einzuschlafen, sondern schreit sich in den Schlaf. Es dauert meist 1/2 Stunde, bis sie eingeschlafen ist (mit Schnuller). Ich habe mich an dieses "Ritual" gewöhnt, aber es tut mir weh, sie schreien zu sehen mit Tränen in den Augen. Was kann ich tun, damit sie ohne Schreien und ohne Tränen einschlafen kann? Ich lege sie schon immer ins Bett, wenn sie sich die Augen reibt und gähnt, aber sie schafft es nicht, einzuschlafen. Soll ich sie einfach schreien lassen? Ist sie dafür nicht noch viel zu klein? Pucken hat auch nichts gebracht. Auch in meinen Armen läßt sie sich nur kurz beruhigen, schläft aber nicht ein. Ich bin Ihnen für einen Rat sehr dankbar, denn unsere Kleine soll endlich mal glücklich einschlafen.

Mitglied inaktiv - 01.04.2004, 21:07



Antwort auf: Einschlafen nur mit Schreien

Hallo, ich merke, daß das Thema Schreibaby jetzt auf mein Forum übergreift. Da im Moment kein anderes Forum dafür zur Verfügung steht, will ich kurz dazu Stellung nehmen. Schreien lassen - nein!!! Schreien ist eigentlich das ungesündeste, was einem Baby widerfahren kann. Quengeln, Meckern, auch einmal etwas Jammern wird unvermeidbar sein. Das gehört zu den Signalen, die ein Baby aussendet. Dieses Signal bedeutet aber immer: "Hilf mir, ich komme von allein nicht zur Ruhe!" Diese Aussage steht einigermaßen im Gegensatz zur Selbstregulationstheorie, die von Fr. Dr. Papousek in München kommt. Allerdings hat auch die Münchener Schreiambulanz, als ihre Entwicklung, bei kleinen Säuglingen wohl einen modifizierten Standpunkt eingenommen. Die Mutter-Kind-Dyade (s. mein Text über das emotionale Bewußtsein, link oben rechts) ist auf eine sehr enge und einfühlsame Verständigung zwischen Mutter (=prim. Bezugsperson) angewiesen. Aus ihr entwickelt sich die primäre Bindung. Insofern ist es wichtig, mit Ruhe und Geduld auf die emotionalen Irritationen des kleinen Säuglings einzugehen. Das steht diametral entgegen landläufigen Ansichten, die das Schreien lassen geradezu propagieren. Aber eine grundfalsche Ansicht wird nicht besser dadurch, daß man sie ständig wiederholt. Wissenschaftliche Erkenntnisse strafen hier einmal den Volksmund Lügen. Gelingt es also nicht, den kleinen Säugling durch Stillen, Herumtragen, in Ruhe schlafen lassen und sich hingebungsvoll mit ihm beschäftigen zu beruhigen, stimmen grundlegende Dinge nicht. Das erste ist das rein körperliche Wohlbefinden. Nach Nicht satt werden (wiegen), Blähungskoliken (aufgetriebener Bauch, Anziehen der Beinchen, schmerzverzerrtes Gesicht, lautes Entweichen von Pupsen, zu langer Verstopfung und infektbedingten Komplikationen muß gefahndet werden, notfalls mit ärztlicher Unterstützung. Entsprechende Behandlung ist angesagt. Fast immer wird es dann schlagartig besser. Die Eltern sind entlastet und die Mutter-Kind-Bindung gedeiht ungestört. Nur wenn alle diese Dinge hinterfragt sind und kein Erklärung bieten, darf man fragen, ob das Verhältnis von Mutter/Eltern zum Kind aus irgendeinem Grund beeinträchtigt ist. Schließlich haben junge Familien auch schon einmal Sorgen. Für solche Fälle sind die Schreiambulanzen an verschiedenen großen Kinderkliniken in Deutschland eingerichtet worden, an die man sich dann ohne Vorbehalte wenden sollte. Keine Mutter soll denken müssen, sie sei eine schlechte Mutter, aber auch kein Baby ist eine ungezogenes, schlecht veranlagtes Kind. Allenfalls hat es ein -wie man sagt- schwieriges Temperament, mit dem man aber umzugehen lernt. Konkrete Tipps für sie: Zunächst klären, ob nicht doch körperliche Ursachen dahinter stecken. Wie ist es mit dem Gewicht? zu viel? zu wenig? D.h. wird sie satt oder vielleicht überernährt? Drückt sie noch der Bauch? Dann: Ist Tragen die beste Lösung oder vielleicht besser in der Wiege, im Bettchen schaukeln, hin und her schieben? Hilft Musik beim herumtragen? Ist die Einschlafphase überhaupt ungestört? Benutzen sie ein Tragetuch oder einen "Baby-Björn"? Ich hoffe, Sie haben nun Anregung genug. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 02.04.2004



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