Lieber Dr. Posth,
leider, leider wird Ihr Buch ja (noch) nicht verlegt!
Trotzdem möchte ich mich gerne weiter informieren und ein bißchen tiefer in das Thema (so mir das als Nicht-Naturwissenschaftlerin möglich ist) einarbeiten.
Könnten Sie vielleicht Ihren Standpunkt in einen (entwicklungs-)psychologischen Kontext / Forschungsrichtung bringen und Autoren nennen, auf die Sie sich gerne beziehen??
Wenn ich mit anderen Müttern spreche und einmal irgendetw. zitiere, was ich hier gelernt habe, möchte ich das auch anständig einbetten (nicht nur nach dem Motto: es gibt da einen engagierten KA im Netz...)
Die Frage hat natürlich viel Zeit.
Aber so können auch wir Leser besser andere Mütter vom Schreienlassen/ Ignorieren der kindl. Bedürfnisse und all dem anderen abhalten.
Ja, das hört sich jetzt arg
missionarisch an, aber egal: es ist für die beste "Sache", finde ich.
Grüße und ganz vielen Dank schon jetzt
Hanna
Mitglied inaktiv - 16.06.2003, 23:05
Antwort auf:
Einordnung der Disziplin- wenn´s nicht zuviel gefragt ist??!
Liebe Hanna, das ist gar nicht so schwer, wie es scheint. Erstens können Sie ja auf meiner Seite mit einem link den zusammenhängen Text über das emotionale Bewußtsein ansteuern. In dem fortlaufenden Text, der jetzt in Kürze weitergeführt wird mit den Themen Fremdeln und Anhänglichkeit, ich hoffe Fa. RUB ist in Kürze soweit, werden Autoren genannt, auf die ich mich beziehe.
Ich kann Ihnen aber auch schon hier helfen. Meine Vorstellungen referrieren sehr stark auf die Bindungstheorie, die eigentlich John Bowlby aus der Psychoanalyse entwickelt hat und die er mit Mary Ainsworth auf die frühkindliche Lebensphase übertragen hat. Weiter sind hier als Begründer zu nennen Rene Spitz, Donald W. Winicott und v.a. Magarete Mahler mit Ihrem Konzept von der Mutter-Kind-Dyade. Wenn Sie diese Liste vollständig machen wollen, müssen Sie auf jeden Fall Erik Erikson und Daniel Stern noch nennen. Dann haben Sie praktisch alle internationalen Protagonisten der tiefenpsychologisch orientierten Analyse der frühen Mutter-Kind-Bindung beisammen.
Aus dem Bereich der menschlichen Verhaltenslehre ist Iräneus Eibl-Eibesfeld zu nennen, dem alle genannten, auch unbekannterweise, in dieser Hinsicht wichtige Impulse verdanken, und dann aus der Neuropsychologie Joseph LeDoux und ganz aktuell auch Antonio Damasio. Dann gibt es noch einige wichtige Namen aus dem Zweig der wissenschaftlichen Emotionspsychologie, die ich Ihnen jetzt erspare. Sie sehen, man steht mit diesen Ansichten keineswegs auf wackeligen Boden. In den letzten 50 Jahren hat sich neben der Öffentlichkeit her eine fundierte Wissenschaft zum ganz frühen Mutter-Eltern-Kind-Verhältnis herausgebildet.
Es gibt aber auch einen deutschen Namen, der in diesem Kanon genannt sein will, und das ist Martin Dornes, der mit inzwischen drei Büchern, das bekannteste ist "Der kompetente Säugling", die gesamte Entwicklung der frühkindlichen emotionalen Entwicklung und Sozialisation aufgearbeitet und aktualisiert hat.
Das entscheidende an der Sache ist, daß sich die empirischen und z.T. ja auch experimentellen Daten recht zwanglos in die neueste Hirnforschung einarbeiten lassen, was allerdings noch ein bißchen Arbeit bedarf, an der ich mich in aller Bescheidenheit dann gerne beteilige. Was auch noch auf sich warten läßt, ist ein respektables Buch, das alle diese Erkenntnisse so allgemein-verständlich macht, daß man Empfehlungen für den elterlichen Umgang mit ihren Kinder in der Alltagspraxis aussprechen kann. Das verstehe ich ja auch schon als Aufgabe in diesem Forum. Und das ist auch der Hintergrund und der Zielpunkt für meine längeren, zusammenhängenden Ausführungen, die über dieses Forum zu erreichen sind und noch sein werden. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 18.06.2003
Antwort auf:
Einordnung der Disziplin- wenn´s nicht zuviel gefragt ist??!
awv
Mitglied inaktiv - 18.06.2003, 16:20
