Frage: Doppelt hält besser!?

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, ich habe Ihnen am 22.6. unter „Tagschlaf Säugling“ geschrieben. Mit Tragehilfe schläft er jetzt ca. 13 h/Tag. Er ist nun 4,5 Mon. alt und wiegt 8300 g ( bei Geburt 3460 g): er ist halt gut gewachsen; trinkt nur Muttermilch. Mein Sohn wird liebevoll von mir umsorgt - und ebenso liebevoll von meinem Mann. Er übernimmt abends und am Wochenende dieselben Tätigkeiten wie ich (wickeln, spielen, kuscheln, in den Schlaf tragen, trösten) außer Stillen - aber als ich im Krankenhaus war hat er auch die Flasche mit abgepumpter Muttermilch gefüttert. Dies hielt ich bisher für einen Vorteil! Ihr Buch hat mich zu der Frage hingeführt, an wen er denn gebunden ist? Lässt sich das herausfinden? Gibt es was zu beachten hinsichtlich der Loslösung? Liebe Grüße, Majana p.s. Im Wartezimmer des Kinderarztes liegt "Jedes Kind kann schlafen lernen" aus. Sollte ich wechseln?

Mitglied inaktiv - 03.08.2009, 07:59



Antwort auf: Doppelt hält besser!?

Hallo, das "Naturprinzip" wird sein, dass sich beide Eltern um ihren Nachwuchs von Anfang an kümmern. Die Arbeitsteilung erzwingt aber, dass einer der Eltern sich mehr um den Säugling bemüht und der andere für die Absicherung beider sorgt. Da der Mensch im evolutionären Sinn ein Säugetier ist, ist es im ersten Lebensjahr praktisch immer die Mutter, die Hauptbezugsperson wird. Da Sie, wie es auch richtig ist, stillen, dürfte an dieser Entwicklung kein Zweifel bestehen. Aber es gibt bei mit der Flasche aufgezogenen Säuglingen auch gegenteilige Modelle. Trotzdem ist es sehr gut, wenn auch der Vater viele pflegerische "Arbeiten" von Anfang an mit übernimmt. Erstens bekommt er dadurch ein inniges Verhältnis zu seinem Kind und bindet sich selbst an seinen Nachkommen. Zweitens ist die Loslösung im zweiten Lebensjahr dann deutlich erleichtert. Ihr Mann wird es merken. Also alles, was einer der Eltern an emotionaler Zuwendung und liebevoller Pflege für sein Kind aufbringt, zahlt sich bei den späteren Entwicklungsschritten immer wieder aus. Das Kind merkt sich von Anfang an die positiven Gefühle, die es in Vereinigung mit seine Eltern empfindet. Was das "berühmte" Buch über das Schlafen angeht, lassen Sie es liegen. Es ist bedauerlich, dass immer noch viele KiÄ der alten Schule anhängen. Es gibt von Sibylle Lüpold das "Gegenbuch" mit dem Titel "Ich will bei euch schlafen", erschienen 2008 im Urania-Verlag, an dem ich indirekt etwas beteiligt gewesen bin. Ihr KiA/KiÄ sollte das wenigstens daneben legen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 04.08.2009