Sehr geehrter Herr Dr. Posth,
schon seit der SS bin ich allein mit Kind.Er ist ein sehr ausgeglichener, fröhlicher Junge-fast 2,5 Jahre.Alle 2 Tage bin ich mit ihm bei Oma/Opa,ich bin rund um die Uhr für ihn da,war noch nie ohne ihn.
Er möchte Oma am liebsten immer ganz alleine genießen,verhält sich dann mitunter abweisend mir gegenüber,was ich zu Hause von ihm NICHT kenne,dort sind wir ein Herz und eine Seele!
Beim einkaufen zu dritt darf nur die Oma den Einkaufswagen schieben,würde ich es tun,er würde einen Schreianfall bekommen.Ich überlasse der Oma den Vortritt und bin meinem Kind nicht böse,auch wenn es in dem Moment so aussieht,als würde er mich nicht mögen.Sobald ich mit ihm nach Hause gehe,er sich verabschiedet hat von Oma,ist er wieder Mamas Junge,geht o. Theater mit.
Ist doch richtig,daß ich mich stillschw. zurückweisen lasse ohne ihm Traurigkeit vorzuspielen?
Heute sagte er mir,die Oma solle ihn holen und Mama zu Hause bleiben(???).Läuft was quer oder ist das gut so?
Mitglied inaktiv - 17.10.2005, 15:02
Antwort auf:
Denek ich da richtig?Loslösung bei Allein erziehender
Hallo, aus entwicklungspsychologischer Sicht ist Ihr "Fall" ein schönes Beispiel für die Probleme des Kindes bei der erschwerten Loslösung. Zur regulären Loslösung fehlt das konstante und als Person begehrte Vorbild des Vaters. Das Kind bleibt rückgebunden an die Mutter als primäre Bezugsperson. Nun sucht sich das Kind eine Ersatzvorbildperson, in Falle Ihres Sohnes offenbar die Großmutter. In der Dreierkonstellation, also Großmutter, Mutter und er selbst wird die Oma wie ein Vater "ausgestattet". Z.B. darf nur sie den Einkaufswagen schieben. Das ist natürlich seine eigenen Erfindung. Oder: wenn die Großmutter da ist, sind Sie als Mutter "abgemeldet". Er will ganz alleine bei der Oma sein usw. Zu Hause mit Ihnen reagiert er desöfteren aggressiv auf Sie.
All das sollten Sie ohne Murren ertragen, weil es ja in Wirklichkeit gar nicht gegen Sie gerichtet ist, sondern nur seinem Konflikt Ausdruck verleiht, eigentlich kein Loslösungsvorbild zu haben. Die Oma, so liebevoll sie ist, bleibt ja nur Ersatz. Aber ohne Sie wäre die Situation zu Hause in puncto Aggression viel schwieriger. Sie trägt also eine sehr wichtige Rolle. Aber ich sehe, Sie haben das im Grunde schon verstanden. Übrigens bleiben Sie so oder so immer die primäre Bezugsperson und werden von Ihrem Sohn geliebt. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 19.10.2005