Frage: defensives Kleinkind

Hallo Dr. Posth, mein Sohn ist knapp 3 Jahre alt. Vom Säuglingsalter an war er Gleichaltrigen gegenüber immer zurückhaltend, hat zunächst in Ruhe zugesehen und sich dann erst ggf. ins Geschehen einzubringen. Mittlerweile ist es so, dass er eigentlich von fast allen Gleichaltrigen "übervorteilt" wird, d.h. sogar bei uns zu Hause schafft er es nicht, seine Spielzeuge zu "verteidigen". Ich unterstütze ihn, indem ich mit ihm zu den Kindern gehe und sie auch anspreche bzw. ihm sage, was er z. B. sagen könnte, um sich zu behaupten. Leider reagieren die meisten Kinder aber nicht auf Worte, sondern schubsen oder hauen und er steht dann immer da, wie ein "geprügelter Hund" und wehrt sich nicht. Ich gehe dann natürlich dazwischen. Wie kann ich ihm helfen? Meine Sorge ist v.a., dass er in eine Aussenseiterposition geraten könnte, weil scheinbar alle anderen Kinder "stärker" sind und er generell sehr ruhig ist? Wie soll das im Kindergarten werden? Danke und Gruss, Andrea Ott.

Mitglied inaktiv - 22.11.2010, 20:55



Antwort auf: defensives Kleinkind

Stichwort: defensives und offensives Verhalten Liebe Frau Ott, Defensivität ist ein Charakterzug, der dem Menschen angeboren ist. Offensivität als das Gegenteil verhält sich natürlich genau und macht bei den Kleinkindern den Eindruck, sie seien den defensiven Kindern überlegen. Das liegt daran, dass die Kinder mit ihrer offensiven Haltung leichter an ihr aggressives Potenzial gelangen und dieses auch ohne Scheu für zu ihrem Vorteil einsetzen. Mit zunehmender Empathie, die sich im 3. und 4. Lebensjahr entwickelt werden diesem Erscheinungbild im Verhalten innere! Grenzen gesetzt. Äußere Grenzen durch Autoritätspersonen werden zunächst ignoriert. Es sei denn die Erwachsenen tragen diese mit macht und unter Androhung von Sanktionen vor. Aber das ist kein gute Erziehung. Das bedeutet, dass die defensiven Kinder erst einmal bis zu einem gewissen Grade leidvolle Erfahrungen machen müssen, bis sie feststellen, dass sie mit geschickten Verhalten und unter Einsatz von Intelligenz genau das erreichen können, was die Anderen vorerst nur mit Stärke erreichen. Ja mit der Zeit spüren diese Kinder, dass Intelligenz sogar zu Überlegenheit verhilft und man sich manchen Vorteil verschaffen kann, wenn man es nur geschickt genug anstellt. Und so bleibt es dann in etwa im Leben. Die einen erkämpfen sich ihre Vorteile mit Kraft und Stärke und die anderen mit Geschicklichkeit und Intelligenz.. Die Eltern haben allerdings dabei die Aufgabe, die Kinder in der Anfangsphase in der noch harten Auseinandersetzung in den Kinderstuben, dafür zu sorgen, dass keiner wirklich zu Schaden kommmt. Aber soweit gehen die Kinder normalerweise auch nicht. Nur wenn sie schon zu aggressiven Handeln herausgefordert sind durch ihre eigenen Lebenserfahrungen, schlagen sie auch schon mal über die Stränge. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 26.11.2010