Frage: Darf ich einer Zweijährigen Alternativessen anbieten?

s.g.Hr.Dr.Posth! Immer wieder lese ich im Nachbarforum von Dr. Busse, dass kleinen Kindern bei Essensverweigerung keine Alternativen angeboten werden sollen und diese "Machtspielchen" oder "Mätzchen" nicht geduldet werden dürfen. Ich sehe es aber so, dass Kinder doch auch schon Gelüste auf das ein oder andere Nahrungsmittel haben. Wenn ich weiß unsere Tochter hat Hunger und etwas koche, das sie aber nicht essen möchte, so biete ich ihr wohl eine Alternative an. Mein Gedankengang ist der, dass sie ja noch gar keine Wünsche diesbezüglich äußern kann und wir Erwachsenen ja auch nicht immer das essen wollen, was auf den Tisch kommt und dies manchmal nur aus geselllschaftlichen Konventionen heraus tun. Kann es nicht sein, dass Kinder gewisse Dinge verweigern, weil sie intuitiv wissen, dass das ihrem Körper gerade nicht gut täten oder sie gerade andere Nährstoffe brauchen? Mache ich denn einen so schlimmen Fehler, wenn ich etwas anderes anbiete? Danke für Ihre Hilfe hier und ihre Zeit! Anne

Mitglied inaktiv - 22.11.2010, 09:41



Antwort auf: Darf ich einer Zweijährigen Alternativessen anbieten?

Liebe Anne, die Ansicht vom Mächtespiel der Kinder wird viel zu oft strapaziert. Es ist schon richtig, dass es oft um Macht in der Auseinandersetzung zwischen Eltern und Kindern geht. Aber diese grundsätzliche Erkenntnis lässt sich jetzt nicht einfach auf jedes konflikthafte Verhalten anwenden. Die erste Frage muss immer lauten, warum handelt das Kind so und hat es nicht vielleicht sogar Recht, d.h. einen berechtigten Anspruch. Gerade beim Essverhalten muss man mit solchen Interpretationen sehr vorsichtig sein, denn Essen und Nahrungsaufnahme ist etwas höchst Privates, Selbstbestimmtes. Da muss immer erst geschaut werden, wie weit man mit der Reglementierung gehen darf. Das Essbedrüfnis wird bekanntermaßen ganz stark von Lust und Appetit gesteuert. Kinder sind da noch sehr wankelmütig und ihr Appetitverhalten ändern sich in kurzen Phasen. Das ist normal und rechtfertig das Bemühen der Eltern, es den Kindern Recht zu machen. Man fragt also, was seinem Kind schmeckt oder beobachtet es. Das Angebot von Alternativen ist also völlig richtig. Mit "Gesteuertwerden" hat das zunächst einmal nichts zu tun. Allerdings gibt es solche Entwicklungen im Sinne von Beziehungsstörungen. Das muss man dann anders sehen, denn dann stimmen auch andere Faktoren nicht mehr. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 24.11.2010