Frage: bloß nichts verpassen...

Hallo,es geht wieder um Niklas,7J..er kann es nicht ertragen,wenn sein Bruder oder jemand anders ein Fischstäbchen mehr hat oder einmal mehr gerutscht ist etc..er macht einen Riesenaufstand,weint sehr laut und ist nicht zu beruhigen..wenn sein Bruder ein is bekommen hat,während er auf dem Kindergeb. war,möchte er am nächsten Tag 2 Eis..das geht jetzt schon seit 2 Jahren so und es ist sehr anstrengend..durch seine Hochbegabung fordert er uns eh immer sehr und er bekommt auch sehr viel Zeit und Zuwendung,auch von seinem Vater..aber so kann das nicht weitergehen.Er kann auch absolut nicht verlieren,was er aber alles mit 2-5 Jahren nicht hatte...nichts macht ihm Spaß,weil er immer (!) der Beste,Schnellste und vor allem Erste sein muss,der genau so viele Gummibärchen oder Fußballaufkleber hat wie der Andere..Oma traut sich schon gar nichts mehr zu schenken,weil alles gleich sein muss,obwohl das Alter doch unterschiedlich ist..was können wir tun,er ist auch süßigkeitensüchtig. GrußTanja

Mitglied inaktiv - 12.06.2006, 09:18



Antwort auf: bloß nichts verpassen...

Liebe Tanja, da scheint ja bei Ihrem Sohn noch ein grundsätzliches Problem im Selbstverständnis vorzuliegen. Entwicklungsmäßig befindet er sich offensichtlich noch in der Phase, in der ein Kind seinen Selbstwert nur im Abgleich mit den anderen Kindern erfahren kann. Da v.a. die altersgleichen, anderen Kinder immer auch Rivale oder später Konkurrent sind, wird dieser Abgleich aggressiv ausgetragen. Die klassiche Entwicklung im Verhalten hierzu ist der Neid. Auch oder gerade weil es sich bei Ihrem Sohn um ein hochbegabtes Kind handelt, er seine Wertigkeit aber aus dieser Beigabe der Natur (noch) nicht beziehen kann, ist es ganz wichtig, daß Sie als Eltern ihm seine tatsächliche Bedeutung vollkommen ohne Ehrgeiz! vermitteln. Denn ein solches Kind spürt durch den Ehrgeiz Druck, der auf ihm lastet. Und dieser Druck führt letztlich leicht zu Versagen, da der wahre Wert der Begabung für es selsbt noch keine Rolle spielt. Folglich versucht Ihr Sohn diese Werte sich von außen zu verschaffen. Das führt zu den beklagten Verhaltensweisen. Also das Kind, das etwas besitzt (Ihr Sohn), auf das Andere neidisch werden könnten (Hochbegabung), ist selbst neidisch auf die Anderen (Bruder, andere Kinder), die dasselbe nicht besitzen. Der Neid richtet sich aber - wie immer- auf ganz alltägliche, einfache Attribute, Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 13.06.2006