Frage: Blähungen

Hallo Dr. Posth, meine Tochter ist nun 3 1/2 Monate alt und kämpft immer noch so arg mit Blähungen. Ich weiß leider auch gar nicht, was an meiner Ernährung bei ihr Blähungen verursacht. Sie hat jeden Tag und ständig Blähungen, mit denen sie kämpfen muss. Nachts schläft sie daher auch unruhig. Beim Stillen ist sie dann meist auch unruhig, zieht den Kopf weg, jammert und trinkt wieder, zieht wieder den Kopf weg und so weiter. Das Gute ist, dass sie nicht schreit wie am Spieß, sondern nur jammert und mal weint. Sind das noch die so genannten Dreimonatskoliken? Und hat das irgendwann ein Ende? Ich gebe ihr sab simplex, was meist Milderung verschafft. Über welchen Zeitraum kann ich ihr die geben? Ich gebe sie ihr jetzt seit zwei Wochen. Und außerdem spuckt sie immer noch so viel. Wird das denn auch mal besser? Ich habe irgendwie nicht das Gefühl. Für Ihre Antwort bin ich Ihnen sehr dankbar! Viele Grüße

Mitglied inaktiv - 18.02.2008, 14:17



Antwort auf: Blähungen

Stichwort: Trimenonkoliken Hallo, das Blähungsproblem geht tatsächlich vorüber. Und meist stimmen auch die 3 Monate. Eigentlich sind die Blähungen etwas ganz normales und jeder Kinder- und Jugendarzt, der einen Säugling untersucht, wird erst dann besorgt sein, wenn der Bauch eines Säuglings gar nicht gebläht, sondern eher eingefallen ist. Die Gasentwicklung hat etwas mit der unzureichenden Kohlenhydratverdauung zu tun, die beim Stillen und den Pre-nahrungen nur aus Milchzucker bestehen. Ziel der Natur ist es, in den Darm Bifidobakterien und Lactobazillen en mass zu locken, damit diese Keime die Darmfunktion unterstüzten und das Immunsystem aufbauen helfen. Danach kommen gute E.colis und gesunde Enterokokken. Die brauchen übrigens Sauerstoff im Darm, damit sie leben können. Der Darm ist auf alle diese Bewohner angewiesen. Das Problem ist: viele Säuglinge reagieren sehr empfindlich auf diesen Besiedlungsprozess mit krampfartigen Kontraktionen. Außerdem stören andere, unerwünschte Bakterien und vielleicht auch Candidapilze den Prozess. Wenn der Bauch krampft, hat der Mensch Schmerzen. Diese Binsenweisheit wird manchmal bei Säuglingen für ungültig erklärt. In Wahrheit weinen oder schreien die Säuglinge vielfach aber genau deswegen und brauchen Hilfe, auch durch -gut verträgliche- Medikamente. Z.B. kombinieren ich Entschäumer wie Lefax oder sab dann immer mit Ila-Med-Tropfen. Ihr KiA/KiÄ wird sie Ihnen verschreiben. Auch Viburcol-Zäpfchen scheinen zu helfen. Schließlich hilft eine gelenkte Keimbesiedlung mit Nissle-Coli (Mutaflor). Es gibt auch noch andere Möglichkeiten. Man sollte immer daran denken: ein schreiender Säugling hat Mangel oder Schmerzen. Wenn ihm nicht geholfen wird, bekommt er Angst. Er schreit immer mehr, wird vielleicht ein Schreibaby, wenn er auch noch Voraussetzungen dazu mitbringt. Die Eltern fühlen sich immer mehr als Versager und entwickeln Aggressionen auf ihr Kind. Die primäre Bindung leidet, der baby-blues nimmt zu. So ist niemandem geholfen! Und die Säuglinge sind regelrecht gefährdet. Vertrauen Sie sich also Ihrem KiA/KiÄ an und bitten ihn, diese Medikamente auch wirklich zu verschreiben. Die fatalistische Haltung den Trimenonkoliken gegenüber ist grundfalsch und schadet Mutter und Kind!! Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 22.02.2008