Frage: bei "nein" bussi!

sehr geehrter herr doktor im suchlauf habe ich zum neinsagen unter anderem diesen satz von ihnen gefunden: "Anders ausgedrückt, das Kind kann keinen Sinn in dem zwischenmenschlichen Geschehen mit seinen Eltern und Erziehern erkennen." ist jetzt sehr aus dem zusammenhang gerissen um das ganze nicht zu lang werden zu lassen... meine tochter (13 mo) läuft seitdem sie 10 monate alt ist und seitdem ist das mit den verboten aktuell. seit ein paar wochen gibt sie gern bussis und man freut sich natürlich. aber wenn man sagt, nein das kannst du nicht haben, weil... macht sie kußmund (auch bei fremden leuten, um deren sachen zu bekommen) und geht dann davon aus, dass sie nun darf. verbietet man es ihr nochmal oder versucht sie abzulenken, wird sie richtig wütend, stampft auf den boden, weint und will nicht aufgeben. ich kann nun nicht glauben, dass die bedeutung des wortes "nein" noch nicht versteht. ich habe ja noch etwas geduld, aber mein freund beginnt schon mit schlagen auf die fingern... wie soll ich ihm erklären, dass sie das noch nicht versteht, wenn ich es selber nicht mehr glauben kann? liebe grüsse d.

Mitglied inaktiv - 19.06.2003, 17:53



Antwort auf: bei "nein" bussi!

Liebe Denise, Ihrem Einwand kann ich nur zum Teil folgen. Sie müssen die Situation und die Umstände betrachten. Wenn ein Kleinkind mit etwas gelockt wird, ist natürlich sein Interesse und damit seine Motivation geweckt, das auch zu bekommen. Geben Sie es dann nicht her, wird es das Wort "Nein" natürlich über kurz oder lang mit Nichtbekommen verbinden. (Das ist nur eine von verschiedenen Bedeutungsmöglichkeiten des Wörtchens nein). Aber bei diesem Vorgang liegen die Geschehnisse ja offen auf der Hand. Nun haben Sie Ihrer ja gut 1jährigen Tochter beigebracht, daß der Kuß eine Belohnung ist und man mit dem Kuß etwas erreichen kann. Da der Mensch ein intelligentes Wesen ist, verbindet er diese zwei Kausalbeziehungen schnell miteinander und leitet eine dritte logisch daraus ab. Aber diese Intelligenz ist noch, sagen wir, Anfangslektüre. Hier sind wir über das Reiz-Reaktions-Schema nocht nicht sehr weit hinaus. Aber in einem haben Sie durchaus recht. Natürlich fängt ein Kind jetzt in diesem Alter an, solche wirkungsvollen Worte mit Bedeutungsinhalt zu füllen. Daher habe ich auch darauf hingewiesen, wie wichtig die Einheit von Information und Verhalten ist, damit mit ein Kind nicht in die Verständnisfalle läuft. Manche Kinder sind da natürlich auch viel schneller als andere. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 20.06.2003