Frage: Befehlston

Hallo Herr Dr. Posth, unser Sohn (4) ist eigentlich ein sehr umgänglicher und auch fröhlicher Kerl. Seit einem Jahr in der Kita, wo er sich von Anfang an sehr wohl fühlt, sehr beliebt bei anderen Kindern. Er besucht gerne auf eigenen Wunsch einige Freunde und lädt sie auch zu sich ein. Er spielt sowohl alleine, als auch mit anderen schön und phantasievoll. Fernsehen gibt es noch nicht. Wir "erziehen" ihn sehr liebevoll wie wir finden, dabei aber konsequent und logisch (für´s Kinderverständnis). Nun das Problem: Bei anderen ist er in meist sehr höflich, vernünftig und einsichtig. Auch wenn wir dabei sind. Mit uns alleine legt er jedoch oft einen Befehlston an den Tag, dass man sich nur wundern kann. Auch wird er oft laut, droht mit Sanktionen wie "dann kneife ich dich" oder versucht zu "erpressen" mit "wenn du... dann bist du mein bester Freund". Je nach Stimmung reagiere ich dann schon mal wütend und auch lauter, was alles noch verstärkt. Was tun und woher kann es kommen? Danke Willie

Mitglied inaktiv - 28.07.2008, 17:22



Antwort auf: Befehlston

Stichwort: Machtbedürfnisse bei Kindern Hallo, Kinder versuchen nun einmal ihre frisch erworbene Macht auch bei den Eltern anzuwenden. Auch kleinere Geschwister sind häufig Opfer solcher Machtdemonstrationen. Bis zu einem gewissen Grade ist das natürlich und eine tolenrante, dem rechtmäßigen Interesse des Kindes entgegenkommende Erziehung begünstigt diese Machtansprüche erst einmal. Das frühkindliche Selbstbewusstsein wächst und lebt sich dadurch aus. Im Regelprinzip (s. gezielter Suchlauf) kann man diesen anfangs manchmal etwas ausufernden Tendenzen entgegentreten. Das hat nichts damit zu tun, einem potenziellen kleinen Tyrannen frühzeitig die Hörner zu stutzen! Macht zwischen Eltern und Kindern muss ausbalanciert werden. Die vertikale Beziehungsausrichtung ergibt sich dabei von selbst. Aber das demokratische Prinzip bleibt. Anders ergibt sich die Lage für das Kind bei strenger, autoritärer, Grenzen setzender Erziehung. Dann wird die vertikale Erziehungsstruktur zu steil und damit ungesund für den Unterlegenen. Jetzt wird (für das Selbstbewusstsein) notwendige Macht bei den Hauptbezugspersonen erkämpft und wenn zu Hause bei den Eltern diese Macht nicht erlebt werden kann, dann wird der Kampf aus der Familie heraus getragen und in der altersgleichen Gruppe erkämpft. Gelingt auch das nicht, werden permanente Opposition geübt und schließlich Provokation gegen jeden und alles (auch Gegenstände) ausgelebt. Genau das tut Ihr Sohn nicht. Er verhält sich außerhalb der Familie sozial angemssen und kompromissbereit. Das ist immer als gutes Zeichen zu werten. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 01.08.2008