Frage: Autoaggression

Sehr geehrter Dr. Posth, meine Tochter (3) schlägt den Kopf auf den Boden wenn sie sich sehr über sich selbst ärgert. Das ist nur in Situationen in der ihr etwas nicht gelingt. Sie ist dann sehr wütend, lässt sich aber gut rausholen aus der Situation. Eigentlich macht sie das schon seit der späten Säuglingszeit. Loslösung läuft super, sie ist in neuen Situationen abwartend aber wenn es für sie ok ist, ist sie sehr offen und kontaktfreudig. Trotzt normal. Was kann man denn über so ein verhalten allgemein sagen? Unser Umfeld kennt sie nur als ein liebes, fröhliches, zartes Kind. Die sind regelrecht erschrocken wie zornig sie werden kann. Wie verhält man sich in solchen Situationen? Verletzungsgefahr besteht nicht, da passt sie schon auf. Viele Grüße und danke für ihre wertvolle Arbeit.

von naninani am 24.06.2013, 07:54



Antwort auf: Autoaggression

Hallo, die autoaggressiven Handlungen, die man im Rahmen der Wut und des Trotzes bei Kleinkindern sieht, sind entweder so etwas Ähnliches wie eine "Übersprungshandlung" oder ein Ausweichen auf sich selbst, weil der die Aggression verursachende nicht erreichbar ist oder zu mächtig. Im ersteren Fall wäre der aggressive Ausdruck auf sich selbst nur ein scheinbarer, denn er dient letztlich keinem Zweck und entspringt nur einem unlösbaren Konflikt. Das Verhalten entstammte dann evolutionsbiologischen Ursprüngen. Man kann das Kind nur vor sich selbst schützen. Im anderen Fall wäre die Aggression aus Sicht des Kindes eine folgerichtige Verhaltensweise, nur dass der Trieb nicht am Verursacher ausgelebt werden kann und deswegen auf sich selbst gerichtet wird, quasi als Ersatz. Man muss immer die Zusammenhänge sehen. Auch hier ist der Schutz des Kindes vor sich selbst nötig. Die Tatsache, dass es eine erbliche Erkrankung gibt, die zu schwerer Autoaggresion führt, lässt darauf schließen, dass es im Gehirn des Menschen Konstellationen gibt, die ein solches Verhalten auslösen. Aber das ist ein Sonderfall, den ich nur der Vollständigkeit halber erwähne. Im Normalfall verschwindet das Phänomen von alleine, wenn die soziale Umgebung stimmt und Bindungsverhältnisse in Ordnung sind. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 27.06.2013