Frage: Authoritär? Sprachen

Hallo Dr. Posth, ich bewundere Ihre Arbeit sehr, aber eines hat mich erstaunt: Sie schreiben, dass Aussagen wie “Mhm, lecker” oder auch “Tu das nicht, weil…” auf authoritäre Erziehung hinweisen (ID 49884). Wir machen das auch mit unserer 15monatigen Tochter und ich kann das nicht mit authoritärer Erziehung in Verbindung bringen. Z. B. Kommt, wenn sie ein Essen nicht mag, es so oder so zurück, sie wird auch nicht gezwungen, etwas zu essen, aber sie macht auch schon „Mmmh“, um zu zeigen, dass sie etwas essen möchte. Sage ich ihr „Nicht dahin, das ist gefährlich/heiß etc.“, dann damit sie eine Erklärung hat und weil es eben tatsächlich gefährlich ist. Andere Frage: Sie wächst grad mit vier Sprachen auf, spricht also selbst ihre eigene. Sie kann drei Wörter: bye bye, Gecko und BBQ. Mama und Papa kennt sie zwar, sagt sie aber nicht. Ich vermute, sie braucht länger, bis sie den Sprachensalat durchschaut hat?

von AnnaC am 21.01.2013, 07:08



Antwort auf: Authoritär? Sprachen

Hallo, das liegt daran, dass ich den Begriff autoritär sehr viel weiter fasse, als nur im Sinne eines unbegründeten Verbietens oder willkürlichen Befehlens. Autoritär heißt für mich in diesem Zusammenhang Vorwegnahme der Erfahrung und Beinflussung von Meinung und Einstellung. Die ständige Kommentierung dessen, was das Kind tut und die darin verborgene Beurteilung mit Beeinflussung sich angepasst zu verhalten, ist auch eine Form der autoritären Erziehung. Sie ist das Gegenteil dessen, was Maria Montessori propagiert hat, nämlich das Kind selbst seine Erfahrungen machen zu lassen und nur Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Es fehlt auch bei dieser Umgangsweise der Respekt vor dem Kind. Warnung und Schutz des Kindes vor Gefahren sind natürlich ausgenommen. Mehrere Sprachen gleichzeitig zu lernen gelingt nur sehr sprachbegabten Kindern. Stellt sich heraus, dass sich die Sprache dadurch nicht altersgerecht entwickelt, sollte man sich erst einmal auf eine Sprache einigen. Das sollte die Sprache sein, in deren Kulturraum das Kind groß wird. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 21.01.2013