Frage: Asperger-Autismus? (Vorsicht sehr lang..sorry)

Hallo Dr. Posth! Ich bin heute zum ersten Mal hier, und hätte da mal eine Frage an sie. Den folgenden Text..postete ich schon bei Dr.Busse. Leider konnte mir dieser nicht weiterhelfen. Nun habe ich dieses Forum entdeckt, und werde mich nun mit meinem Problem an Sie wenden. Schon seit längerer Zeit bereitet mir die Entwicklung meiner 2 1/2 jährigen Tochter Probleme. Und deshalb hätte ich gern mal Ihre Meinung gehört. Celine ist wie gesagt 2 1/2 Jahre. Sie ist ein potenzieller ADSH Kanditat. Daher macht sie seit etwa 3 Monaten eine Ergotherapie und ist auch in logopädischer Behandlung. Sie spricht zwar deutlich, murmelt aber immer vor sich hin. Die Logopädin meinte. Die Ordnungschwellen (was immer das heißen mag) ist zu schnell. Sie ist schon immer recht fit im Köpfchen gewesen, nur leider wird das nun immer schlimmer mit ihr. Sie rechnet im 10er Raum (kann Zahlen bis 26) und buchstabiert(ganzes ABC) (von vorn und hinten) Wörter. Außerdem spielt sie bereits seit einigen Monaten leichte Kinderlieder( alle meine Entchen) auf dem Klavier nach. Seit wenigen Wochen liest sie leichte Wörter wie..z.B.Oma, Opa, Mama oder Papa. Woher sie das kann wissen wir nicht. Celine ist total ordnungsfanatisch, bestimmerisch, besserwisserisch, und leidet an extremen Perfektionismus. Trotzdem zieht sie sich gern zurück, und lässt niemanden mehr an sich heran. Meist wird sie dann extrem agressiv. Ok, das überwiegt den meisten Teil des Tages. Sie leidet unter extrem psychomotorischer Unruhe und ausgeprägten Autoagressionen. Sie bestraft sich selbst wenn sie von anderen Kindern nicht akzeptiert wird, oder sie etwas, für sich, nicht perfekt genug gemacht hat. Auch das Sprechen macht mir einige Probleme. Celine spricht gut und in vollständigen, grammatisch richtigen Sätzen. Wenn wir ihr aber eine Frage stellen..so antwortet sie mit allen Antworten welche wir auch auf diese Frage gegeben hätten. Genauso ist es auch beim ausschimpfen. Auch dann wiederholt sie pernament alles was zu ihr jemals gesagt worden ist. Sie führt die Antworten so weit aus, dass sie mit dem eigentlichen Thema nichts mehr zu tun haben. Eine einzige simple Frage bekommt dann in etwa eine 5 -10 menütige Antwort. Sie beschäftigt sich nur mit kneten, malen, Musik, Büchern oder mit Spielfiguren (ohne Zubehör). Leider ist sie dabei nicht sehr ausdauernd. Außer mit den Figuren. Wenn sie damit spielt, dann baut sie sich eine eigene Welt auf..in der niemand Zutritt hat, ausser sie selbst. Während des Spiels ist sie nicht ansprechbar. Auch Mitspielen ist selten erlaubt. Von anderen Kindern kapselt sie sich immer mehr ab, und verlangt allein zu spielen. Versucht ein anderes Kind an sie heranzutreten, so wird sie aggressiv. Nur wenn sie Fragen hat wirkt sie einigermaßen aufgeschlossen. Vor wenigen Tagen mussten wir ihr penibel erklären wie ein Stromkabel aufgebaut ist..oder sie will wissen aus was die Milch besteht. Wenn wir ihr diese Fragen nicht beantworten können wird sie aggressiv..und fragt dann jede verfügbare Person..bis sie eine zufriedenstellende Antwort bekommt. Autismus wurde durch die Amtsärztin ausgeschlossen. Aber an was könnte es noch liegen. Kann Unterforderung an den Agressionen und der Flucht in ihre eigene Welt Schuld sein? Wir fördern sie so, wie sie es braucht. Nichts geschieht gegen ihren Willen. Trotzdem plagen mich hier einige Zweifel. Seit mehreren Wochen hat sie eine imaginäre Freundin die sie Tante Noa nennt, und welche ein Baby hat. *grübel* Wir wissen nicht, wie sie darauf kommt. Es exestiert keine person in unserem Umfeld, welche Noa heißt. inzwischen unterhält sie sich mehr mit dieser Tante Noa als mit uns. Auf die Frage hin, was die Tante denn so macht und wann sie immer kommt, schweigt sie. Doch, sie tanzt mit ihr hat sie mal gesagt..mehr aber nicht. Dann flüchtet sie wieder in ihre Traumwelt. Mein Mann und ich wissen bald nicht mehr weiter mit ihr. Sie schläft auch kaum (etwa 5 Stunden..nacht inbegriffen)..und ist immer quitschfidel. =( Momentan schläft sie gar nicht mehr..weder tagsüber noch Nachts. Beruhigungsbad half nichts. Medikamente werden nun ausgeschlossen, da sie schon zu viel (seit einigen Monaten nicht mehr) davon bekommen hat, ohne Wirkung. Bisher bekam sie schon Baldriansaft, Prothazin liqidum, Sedariston Tropfen und Sedaplus-Saft und nun das Brobalil Baldrian Beruhigungsbad..nichts half. Auch scheint sie Gefühle wie z.B lachen oder weinen, nicht zu erkennen und zu deuten. Sie beschimpft Menschen (dabei ist sie ganz ruhig)..und lacht dabei. Ihr Vater fing an zu weinen, ihr Cousin(17 Mon) stürzte die Treppe runter..und sie stand daneben und lachte sich kaputt. Bei allen Gefühlregungen die ein Mensch so zeigt, nimmt sie ein und die selbe Gestik an. Als wäre es ihr gleich. Wie schon gesagt wurde Autismus ausgeschlossen. Aber nun kommt mir der Gedanke ob es sich eventuell um Asperger handeln könnte? was meinen Sie dazu? Nächste Woche habe ich ein Gespräch mit der Erziehungsberatungsstelle. Sollte sich ihr Verhalten dort nicht bessern..macht eine Psychologin erste Tests mit ihr. Ich habe jetzt schon Angst davor. Ich würde mich über eine Antwort riesig freuen. Ich traue mich nicht, die Ärzte direkt auf Asperger anzusprechen...da sie mich sonst noch für bedeppert halten. Lieber schicken sie uns von einer Therapie in die andere. Ich hoffe, Sie können mir hierbei ein wenig helfen. Vielen Dank schonmal im Vorraus! Liebe Grüße, Vetti

Mitglied inaktiv - 25.08.2002, 22:17



Antwort auf: Asperger-Autismus? (Vorsicht sehr lang..sorry)

Liebe Vetti(?), vieles von dem, was Sie schildern, ist meines Erachtens durchaus mit seinem Asperger-Syndrom zu vereinbaren. Gerade der Asperger-Autismus ist nicht so einfach zu erkennen, wie der Kanner´sche. Ich denke, Sie wissen wovon ich spreche. Das besondere am Asperger ist, daß er nicht von Anfang an klar zu erkennen ist, jedenfalls gibt es bisher keine eindeutigen diagnostischen Kriterien für die Säuglingszeit. Außerdem stehen nicht die neurologischen Defizite im Vordergrund, eher handelt es sich um rein psychologisch-kommunikative Defizite. Zusätzlich gibt es beim Asperger isolierte Überbegabungen, die in diesem Zusammenhang etwas irritierend erscheinen. Zwanghafte Tendenzen sind möglich. Wegweisend ist immer die völlig mangelhafte Einfühlsamkeit in die Gefühle anderer Menschen. Am besten wenden Sie sich an die Vereinigung "Hilfe für das autistische Kind" und lassen Celine dort untersuchen. Und denken sie daran, man kann Ihnen und Ihrem Kind helfen! Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 27.08.2002