Frage: Anpassungsschwierigkeiten / Spielgruppe(lang)

Hallo Herr Posth Mein genau dreijähriger Sohn hat bei neuen Situationen extreme Anpassungsschwierigkeiten. Solche Situationen können sein: Besuch zu Hause, spielen mit anderen Kindern, eine grössere Kindergruppe, bei jemanden zu Besuch sein, Urlaub. In solchen Situationen verhält er sich oftmals ca. eine Stunde (im Urlaub können es auch mal drei Tage sein) lang „total daneben“. Er ist wild, kreischt, die anderen Kinder schubst er dann häufig, geht auf seine kleine Schwester (6 Monate alt) oder auf mich los, schmeisst Sachen umher, spuckt manchmal sogar. Nach einer gewissen Zeit ist der Spuk vorbei und dann kommt der „richtige“ Mika zum Vorschein. Wenn er so durchdreht, versuche ich so ruhig wie möglich zu reagieren. Ich schenke ihm dann genug Aufmerksamkeit, mache Vorschläge was er jetzt spielen oder machen könnte, sage ihm deutlich wenn er etwas nicht machen soll (z.B. schubsen). Ich muss dazu sagen, dass ich erst seit ein paar Monaten richtig gemerkt habe, dass er vor allem bei neuen Situationen so überfordert reagiert. Vorher habe ich schon mal eher geschimpft oder ihn auch mal in sein Zimmer geschickt (für 1 Minute, er ist sowieso nicht drinnen geblieben), wenn er z.B. auf ein anderes Kind losgegangen ist. Seit ich weiss, dass er sich wohl nicht absichtlich so benimmt, sondern einfach nicht anders kann, reagiere ich ruhiger und versuche einfach zu verhindern, dass er gar nicht erst „gröberen Unfug“ anstellen kann. Vom Temperament her ist er auch sonst eher wild und draufgängerisch, hat einen grossen Bewegungsdrang, den er draussen auch ausleben kann. Mika kann aber auch gut ruhige Sachen spielen (Lego, Bücher anschauen, Puzzle, Steckspiel). Wenn er „aufgetaut“ ist, kann er auch prima mit anderen Kindern spielen. Er ist sehr körperbetont, möchte die anderen Kindern umarmen, im Gesicht streicheln, am liebsten mit ihnen auf dem Boden rumtollen. Nur leider finden die meisten Kinder seine Art zu aufdringlich (was ich ja auch verstehen kann). Wenn sie zu ihm „nein“ sagen, lässt er trotzdem nicht davon ab, so dass ich wieder eingreifen muss. Er hatte sehr lange eine Beiss-und-Hau-Phase, von ca. 1 ½ Jahren an bis vor ein paar Monaten. Ganz ist die Phase noch nicht abgeklungen, aber es kommt zum Glück nur noch selten vor, dass er bei Konfliktsituationen so reagiert. Meine Fragen nun: 1.) Reagiere ich richtig auf sein Verhalten? Woran könnte dieses Verhalten liegen? Was kann ich noch machen, damit er sich in solchen Situationen besser zurechtfindet? 2.) Ab nächster Woche kann er einmal die Woche in eine Spielgruppe gehen. Diese dauert 2 Stunden, es ist eine Kindergruppe mit 8 Kinder und einer Leiterin. Ich habe Angst, dass er durch sein Verhalten aneckt und als Bösewicht abgestempelt wird. Mikas Arzt meinte, es wäre nun wichtig, dass er sich in eine Gruppe einfügen kann. Wenn er aber nun überfordert ist und wieder so „bissig“ reagiert, die Leiterin nicht gleich einspringen kann? Was ist wohl wichtiger: die Gruppenerfahrung, dass er lernt, mit anderen Kindern umzugehen, oder zu verhindern, dass er aneckt? Ich mache mir einfach Sorgen um ihn. Sorry, dass das Posting so lange geworden ist. Vielen Dank für Ihre Antwort. Mira

Mitglied inaktiv - 01.03.2004, 09:44



Antwort auf: Anpassungsschwierigkeiten / Spielgruppe(lang)

Liebe Mira, Ihr Schreiben klingt danach, als sei es Ihrem 3jährigen Sohn bisher nicht gelungen, sich gut genug aus der primären Bindung loszulösen und zu seinem Selbst zu finden. Insofern ist er noch stark auf seine gewohnte Umgebung angewiesen und die damit verbundenen sicheren Sozialbezüge und muß sich auf neue soziale Bezüge erst einmal stark konzentrieren. Das einstweilen eher geringe Selbstwertgefühl, das er dabei erlebt, erhöht seinen Druck, selbstbestätigende Kontakte zu anderen Kindern herzustellen, was diese z.T. aber gar nicht tolerieren. Spürt er das, reagiert er wütend und aggressiv. Er benutzt dabei genau die Methode, mit der er auch sein Selbst permanent durchsetzen will. Ihn jetzt in eine feste Kleinkindgruppe zu geben, könnte seinen inneren Druck und seine Konflikthaftigkeit noch erhöhen. Besser wäre es, in seinem gewohnten Bereich ihm die Möglichkeit zu geben, seine Loslösung gefahrlos fortzusetzen und sein Selbstbewußtsein aufzubauen. Ein günstiger Umgang mit seinem Trotz und eine geschickte Förderung seiner Selbständigkeitsbestrebungen wären die Methoden hierfür. Erst, wenn er sich weitgehend aggressionsfrei und weniger zwanghaft in der Gruppe verhält, wäre die Spielgruppe angezeigt. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 01.03.2004



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

KG od. Spielgruppe

Hallo Unsr Sohn wird Anfang Mai 3. Bisher wurde er von meinem Mann, beiden Omas & mir betreut. Da wir leider wenig Kontakt mit anderen Kindern haben, sind wir nun beim Überlegen, ob wir ihn in den Kindergarten oder in die Spielgruppe schicken sollen. Bei beiden gibt es leider keine Möglichkeit der sanften Ablösung. Ich denke jedoch, dass unser Soh...


Spielgruppe

Guten Morgen Herr Dr. Posth, eine Tochter ist vor Kurzem 1 Jahr alt geworden. Ihre Schwester ist 4 Jahre alt. Ich habe mit der einjährigen bis jetzt weder eine Spielgruppe, noch Pekip, Babymassage besucht. Ist das unbedingt erforderlich? Ich empfinde es ehrlich gesagt als Streß, meine Tochter zu einer bestimmten Zeit zu wecken, nur um pünktlich ...


Kinderkrippe oder Spielgruppe?

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, wir überlegen, ob unsere Tochter im Sept. mit 23 Monaten besser in der Kinderkrippe (4-5 Std./Tag, 30 Kinder, offenes Konzept) oder in einer Spielgruppe (pro Woche 2 Tage a 3 Std., 6 Kinder, 1 feste Bezugsperson, aber nicht in den Schulferien) aufgehoben ist. Unsere Tochter ist ein sehr glückliches Einzelkind, das bis...


Spielgruppe gescheitert

S.g.dr.Posth,Sohn 31/2 J, will nicht in die Sp.Gruppe(2x2Std),gewöhne ihn seit 5 Mo ein, in dem ich permanent mit ihm da bin(inkl. 6 Mo Schwester).Nun habe ich keine Lust mehr,er bleibt für keine Sekunde ohne mich drin, ich darf nicht mal auf dem Flur sein.Er hat noch 51/2 J Schwester, im KiGa,mit ihr spielt er zu Hause meistens schön und mit einem...


Spielgruppe ohne Eltern

Lieber Herr Dr Posth, meine Tochter wird im Sommer 2 Jahre alt. Sie soll mit 3 in den Kiga gehen. Im Moment treffen wir uns vormittags immer mit Kindern; ab Sommer werden aber fast alle Kinder in den Kiga gehen, sodass meine Tochter dann nicht mehr so viel Kontakt zu Gleichaltrigen hat. Es besteht nun die Möglichkeit, sie ab Sommer in eine Spielgr...


Eingewöhnung Spielgruppe - wie vorgehen

Lieber Dr. Posth, Ab Sept habe ich meine T (dann 23mon) in einer Montessori-Spielgruppe angemeldet. Eingewöhnung aller Kinder findet zeitgleich statt ( 12 Kinder, 2 Erzieherinnen). Vorgesehen ist 2 Tage eingewöhnen im Beisein der Mütter, 3. Tag Trennung (dann nur halbe Gruppe und drei Erzieherinnen). Ich bin skeptisch, habe aber sonst einen seh...


Spielgruppe

Lieber Herr Posth Bei uns in der CH gehen die Kinder erst mit knapp 4-5 J. in den Kindergarten. Dieser ist anders geführt als in D. Es ist mehr eine Vorschule. Vorher gehen die Kinder in die Spielgruppe. Diese ist freiweillig. Nun habe ich eine Frage wegen der sanften Ablösung. Unser Junge ist gerade 4 geworden und hat mit der Waldspielgruppe be...


Sanfte Ablösung Spielgruppe Wald

Guten Tag Herr Dr Posth. Meine Tochter 2,5J(sen.,sprachl sehr weit, Gesch. 14Wo alt) wird seit 8 Wochen in eine Waldgruppe (Mo, Mi je 3 h, 10 Kinder 2 Erz.) eingewöhnt.Anfangs immer dabei ca 4 Wo, bis ich sie fragte ob ich kurz spazieren gehen kann, oder ob ich bleiben soll und sie "ja Mama gehen" sagte. Wiedersehen sehr fröhlich und lief mir in d...


Kind will nicht mehr in die Spielgruppe

Sehr geehrte Frau Henkes, ich habe mal wieder eine Frage zu meiner 4 1/2 jährigen Tochter. Seit ihrem 3. Lebensjahr ging sie gerne, obwohl sie frisch große Schwester wurde, 1 Jahr lang jede Woche einmal in die Spielgruppe (knapp 2 Stunden 30 min.). Da alles so gut lief, haben wir im nächsten Jahr auf 2 mal in der Woche erhöht. Leider geht si...


Nicht alleine in die Spielgruppe

Guten Tag meine Tochter ist jetzt 3 Jahre und 8 Monate alt. Sie besucht seit August einmal die Woche eine Spielgruppe. Nun ist es so dass sie immernoch nicht alleine hingehen kann. Die wenigen Male die wir es versucht haben dass isch früher gehe endetr immer tränenreich und die nächsten Male war es schlimmer als zuvor. Sie versteift sich schon ...