Frage: Angstmachen als Erziehungsmittel

Meine Tochter (5) ist gestern mit einer Freundin (fast 3) in einem unbeobachteten Moment an unserem Balkongeländer rumgeklettert. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß sie es aus eigener Kraft schafft, sich am Geländer hochzuziehen. Der Schock war groß, zumal das kleinere Kind auch schon versuchte, sich hochzuhangeln. Um meine Tochter davon abzubringen so etwas jemals wieder zu tun, habe ich ihr richtig Angst eingejagt und erzählt, daß vergangenes Jahr ein 5jähriger Junge und sein kleiner Bruder von einem Balkon runtergestürzt sind und beide tot waren (was ich tatsächlich mal in d. Nachrichten gehört hatte). Abends hatte ich ein schlechtes Gewissen und dachte, dieses Angstmachen sei vielleicht doch kein geeignetes Mittel. Meine Tochter hatte Schwierigkeiten einzuschlafen und fragte ständig, ob diese Geschichte mit dem Jungen stimmt. Was ist Ihre Meinung dazu? Ist "Angstmachen" eine legitime Methode um auf gefährliche Situationen aufmerksam zu machen?

Mitglied inaktiv - 07.08.2006, 11:45



Antwort auf: Angstmachen als Erziehungsmittel

Hallo, Angst machen ist natürlich ein wirkungsvolles Mittel, aber als Eltern sollte man davon nur sehr behutsam Gebrauch machen. Es hätte wahrscheinlich genügt, Ihrer 5jährigen Tochter die Gefahr, in der sie und die kleine Freundin schwebten, deutlich vor Augen zu führen, aber das tödliche Ereignis der anderen Kinder zu erwähnen war sicher unnötig. Man hätte vielleicht auch im Beisein der Kinder irgendeinen wertlosen Gegenstand herunterfallen lassen können, um zu demonstrieren, was an Zerstörung dadurch zustande kommt. Die Übertragung auf ihren Körper hätte Ihre Tochter schon von selbst vollzogen. Auf die Vorbildfunktion für die 3jährige Freundin hätte man sie jetzt auch schon hinweisen können. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 09.08.2006