Frage: Alles versucht

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, ich schreibe nochmal, weil mein Sohn (8 Monate) seit 3 Monaten nächtlich alle 1-2 Stunden aufwacht, schreit und sich schwer beruhigen lässt. Haben wirklich alles versucht - Familienbett, Wiege neben unserem Bett, mit oder ohne Stillen, Schnuller, Schreiambulanz (einziger Rat: Ferbern), Viburcol, Sedinfant (hilft nicht), Sedaplus (hilft nur, solange man es gibt und dann nur 4-5 h), Pucken, Ritual haben wir, satt ist er auch, Zähne scheinen es nicht zu sein, da Paracetamol auch nicht hilft, Lefax auch nicht ... es wird einfach nicht besser und keiner scheint etwas zu finden! Wollen eigentlich nicht ferbern, aber so langsam erscheint das als der einzige Ausweg ...? Tagsüber schläft er normal, ca. 2,5 h. Zweitens wacht er morgens schon um 5 auf und mag nicht weiterschlafen - nicht durch Stillen, Schnuller, ... Wenn man mit ihm aufsteht, ist er aber nach 1h wieder müde - also wohl noch nicht ausgeschlafen. Was können wir tun? Danke, mit bestem Gruß.

Mitglied inaktiv - 15.11.2010, 10:00



Antwort auf: Alles versucht

Hallo, um einmal mit dem letzten anzufangen, denn das ist am eindeutigesten. Um 5 Uhr morgens ist Ihr Sohn theoretisch ausgeschlafen. In der Regel beginnt man ja das Nachtprogramm irgendwann zwischen 20 und 21 Uhr. Mehr als 7-8 Stunden "Schlaf" können sie nocn nicht erwarten (auch wenn einzelne Säuglinge es schon schaffen). Der sich dann anschließende Morgenschlaf ist auch typisch, was viele Eltern dazu verleitet, eben die Morgenmahlzeit stillenderweise im Bett zu verbringen oder sich über Nacht ein Milchflasche vorzubereiten und diese in den Wärmer stellen. Das ca. 1-stdl. Erwachen hat damit zu tun, dass dann die Tiefschlafphase endet und in den Traumschlaf übergeht. Die meisten Säuglinge überschlafen wenigstens die ersten REM-Schlafphasen, ohne groß wachzuwerden (nur unruhig sind sie dann im Schlaf). Einige aber werden regelmäßig wach und kontrollieren sofort, ob die Bezugspersonen noch da sind. Das ist archaisches Überlebensprinzip (wenn auch heutzutage theoretisch nicht mehr nötig). Sind die Eltern nicht erreichbar oder verweigern sie sich ihren Säuglingen (aus Erziehungsprinzip oder einfach so), dann wird geschrien, denn jetzt wächst die Angst, verlassen zu sein. Aus diesem Grund ist "ferbern" natürlich abzulehnen. Jede Schreikonditionierung birgt die Gefahr dr Psychotraumatisierung. Die Folgen stellen sich allerdings meist erst später heraus. Da Sie nun wirklich alles versucht haben, wobei man manchmal auch etwas zu viel macht, scheint bei Ihrem Sohn auch eine gewisse Veranlagungsschwäche, was das Schlafen anbelangt, vorzuliegen. In solchen Fällen empfehle ich dann schon mal eine 6-8 Wochen lange "Kur" mit Sedaplus-Saft, den Sie auch schon genannt hatten. Ansonsten sollte alles beibehalten werden, was ein entspanntes Einschlafen und Druchschlafen möglich macht. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 19.11.2010