Frage: Ängstlichkeit bei 5,5, Jähriger

Hallo Dr. Posth, meine Tochter ist sehr ängstlich. Sie hat Angst vor Märchen oder Geschichten, in denen es auch mal ein kleines bisschen Unheimlich wird, wie z.B. Lauras Stern. Auch im Kasperletheater hat sie Angst, während die anderen Kinder scheinbar gar keine Angst haben. Ich bin auch eher ängstlich, zeige das aber nicht sonderlich, weil unser Alltag jetzt nicht "so der Schocker ist" :O) (zum Glück natürlich) Ich war allerdings in der SS überängstlich. Hat sich das wohl übertragen? Muss ich was tun? Im Fragebogen für den Schularzt gab es ein Feld "Ängstlichkeit". Bei welchem Verhalten würde ich das ankreuzen? Danke für Info. Gruß Sam

Mitglied inaktiv - 21.11.2005, 17:39



Antwort auf: Ängstlichkeit bei 5,5, Jähriger

Hallo, die Neigung eines Menschen ängstlich zu reagieren ist bis zu einem gewissen Grade nach heutigen Wissensstand angeboren. Ob daraus tatsächlich dann spezifische Ängste werden oder auch ein diffuses, unterschwelliges Angstgefühl, hat sehr viel mit den eigenen Lebenserfahrungen zu tun und selbstverständlich auch mit Vorbildern. In den Märchen und Legenden der Menschheit wird viel auf die Emotion Angst Bezug genommen, wohl mit Bedacht, um darin Mahnungen zum vorsichtigen Verhalten zu vermitteln. Man muß bedenken, daß es vor Hunderten vor Jahren in der menschlichen Gesellschaft noch kein psychologisch gestützes Erziehungskonzept gab. Die warnenden Inhalte in diesen Märchen entfalten aber auch heute noch ihre Wirkungen bei Kindern, sogar bei Erwachsenen. Wenn man den Eindruck hat, daß das eigene Kind sehr ängstlich veranlagt ist, sollte man mit der Vermittlung solcher Inhalte vorsichtig sein. Man sollte heutzutage keinem Kind mehr Angst zu machen, um es zu erziehen. Da gibt es längst bessere Methoden. Wenn Sie beim Fragenbogen im Ankreuzen unsicher sind, lassen Sie das Feld erst einmal offen und fragen Sie beim Abgeben, was gemeint sei. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 23.11.2005