Hallo Herr Dr. Posth,
unsere beiden Söhne (12 Monate und 26 Monate) schlafen noch bei uns im Schlafzimmer (jeder in seinem eigenen Bett). Das klappt wunderbar, selbst wenn einer schreit, wacht der andere nicht auf. Ich selber finde es auch sehr geschickt, da ich die Kinder so immer sehr schnell trösten kann, wenn es mal erforderlich ist (eher selten). Ausserdem finden mein Mann und ich es einfach schön, wenn sie bei uns liegen. Wann sollten die Kinder aus entwicklungspsychologischer Sicht denn am idealsten in ihr eigenes Zimmer quartiert werden?
Würden Sie dann für jedes Kind ein eigenes Zimmer empfehlen oder beide im selben Raum schlafen (und spielen) lassen? Räumlich hätten wir für alle Varianten eine Möglichkeit, ich (als Einzelkind) bin jedoch unschlüssig, was besser ist.
Ich bin schon sehr gespannt auf Ihre Antwort und möchte mich an dieser Stelle einmal ganz herzlich für Ihre ausführlichen Antworten und den äußerst hilfreichen Fliesstext bedanken!
MfG Claudia
Mitglied inaktiv - 02.01.2006, 13:20
Antwort auf:
Ab wann im eigenen Zimmer schlafen?
Stichwort: eigenes Zimmer
Liebe Claudia, aus entwicklungspsychologischer Sicht eignet sich ziemlich eindeutig das Alter zwischen 3 und 4 Jahren für das Einziehen in ein eigenes Kinderzimmer. Das hat etwas damit zu tun, daß das kindliche Selbst jetzt ausreichend stabil ist und ein positives Wertgefühl ausgerichten kann, was allerdings eine entsprechende Umgangsweise mit dem Kind voraussetzt. Der durchgängig postitive Selbstwert verschafft dem Kind die Möglichkeit, hinsichtlich seiner gefühlmäßigen Turbulenzen schon selbstregulatorische Kräfte aufzubieten. Die emotionale Selbstregulation ist aber die Voraussetzung für eine einigermaßen dauerhafte Selbstkompetenz innnerhalb der Familie. Außerhalb der Familie wird es allerdings immer noch schwierig für das Kind, was man dann erlebt, wenn es in den Ki-ga geht und bei der Ablösung von den Eltern noch Probleme bekommt.
Dazu kommt, daß mit etwa 4 Jahren das Kind die Fähigkeit entwickelt, Gefühlszustände auch in anderen Menschen zu erkennen, d.h. auch als unterschiedlich zu den eigenen (Theorie of Mind), und diese in sich selbst abzuspeichern (mentalisieren). Dadurch erwirbt es Kräfte hinsichtlich der Selbstüberzeugung, denn jetzt kann es die aufmunternden und beruhigenden Worte der Eltern als Sicherheit für sich selbst verbuchen. Vorher mußte das Kind diese Sicherheit immer noch in der Nähe der Eltern erleben! Jetzt kann es diese z.B. in der Nacht wieder mit zurück ins eigene Zimmer und Bett nehmen.
Es wäre empfehlenswet, zunächst beide Kinder in einem Zimmer unterzubringen. zwar wird es territoriale auseinandersetzungen geben, aber das Erleben von Gemeinsamkeit schweißt auch zusammen. Viele Grüße und danke für Ihr Lob
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 04.01.2006