Frage: ADS - an alle

Hallo, man liest soviel zum Thema "Verhaltensauffälligkeiten", dass die Kinder sich "unnormal" (was ist überhaupt die Norm?) verhalten. Aber dürfte ein Kind, was in unserer heutigen Gesellschaft, kein auffälliges Verhalten an den Tag legt, überhaupt als geistig gesund gelten? Vielleicht fallen die Kinder nur deshalb aus dem Rahmen, weil sie in unserer verdrehten Erwachsenenwelt, einfach noch natürlicher, lebendiger und besser sind? ADS Verhalten ist ein Hilfeschrei, der dem Wunsch entspringt, die gestörten Erwachsenen zu verbessern... Dies habe ich einen sehr interessanten Artikel entnommen. Und was meinen SIE, da ist doch was dran??? mfg nadine

Mitglied inaktiv - 23.06.2003, 12:29



Antwort auf: ADS - an alle

Liebe Nadine, das hört sich so ein bißchen nach "Kinder an die Macht" an. Aber das sind mehr "literarische" Ergüsse, als durchdachte Konzepte. ADHS ist eigentlich ein neurophysiologisch inzwischen ziemlich eingegrenzter Symptomkomplex mit verhaltssteuernden Auswirkungen. Dabei sollte aber, was vielfach mißverstanden wird (auch von pädagogischer Seite!), nicht die störenden Auswirkungen auf die Eltern, Erzieher oder Lehrer ausschlaggebend sein, sondern einzig und allein die auf das Kind selbst, resp. seine Entwicklung. Was ist das für eine Krankheit, die einen selbst nicht stört, sondern nur die Anderen? Wenn man die Fragebögen (CBCL/TRF) sich darauf hin durchsieht, kommen einem tatsächlich manche Zweifel. Aber den Spieß einfach umdrehen, nutzt den Kindern auch nichts. Eine saubere Diagnostik, gefolgt von einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie mit Anwendung von Methylphenidat nur im Einzelfall und temporär gilt heutzutage als allgemein anerkannter Standard (Konsensus-Papier BVKJ und Gesundheitsministerium). Ca. 3-5% aller Kinder eines Jahrgangs leiden entweder an ADS oder HKS oder beidem. So definiert es die Prävalenz. Die Behhandlung in Deutschland nähert sich aber angeblich der Zahl von 20%. Das ist das Dilemma!! Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 23.06.2003