Hallo Dr. Posth,
nun möchte ich mich auch einmal an Sie wenden. Mein Sohn, 6 Jahre sucht grad extrem nach Freiraum. Jedoch finde ich nicht, daß er "eingeengt" wäre. Dies äußert sich extrem im Auflehnen gegen jegliche Grenzen, sei es autoritär oder natürlich. Er wird dann auch oft körperlich aggressiv und schreit, normal mit ihm reden hilft meist nichts, er schaltet auf "Durchzug". Schimpft man mit ihm oder wird man lauter, dann "hört" er. Diese Möglichkeit der Durchsetzung möchte ich aber nicht. Auch kann er mit seinen negativen gefühlen nur schlecht umgehen und lädt sie ab, wo Platz ist, ggbf. auch bei denj. die nix dafür können. Wie kann ich ihm helfen? Ich selber möchte ihn verstehen, der Vater ist eher autoritär. Er eckt mit seinem extremen Verhalten oft an, auch im Kiga hat er wenig Freunde. Alles hier kurz zu schreiben ist schwer. Er war schon immer lebhaft und ständig am Grenzen testen.
Danke Claudia
Mitglied inaktiv - 21.01.2008, 09:39
Antwort auf:
6-Jähriger - schwierige Zeit
Stichwort: Regelkonzept und Grenzsetzung
Liebe Claudia, das alte Rezept vom Grenzen setzen ist immer nur die halbe Wahrheit. Viel besser als zu warten bis das Kind irgendwo Grenzen zu übertreten versucht ist es, von Anfang an gemeinsame Regeln zu erarbeiten, deren Akzeptanz und Befolgung gesellschaftliche Anerkennung erzeugen und daher vom Kind gerne angenommen werden. Natürlich wird ein Kind dann, wenn es irgendwelche besonderen Bedürfnisse befriedigt, auch die eine oder andere Regel zu übertreten versuchen. Aber insgesamt ist die soziale Anerkennung doch so verlockend, dass die Regeln freiweillig beachtet werden (s.a. gezielter Suchlauf unter Regelkonzept kontra Grenzsetzung).
Kinder, die an das Regelkonzept nicht gewöhnt sind und es gelernt haben, immer soweit im eigenen Interesse vorzugehen, bis ihnen Grenzen vor die Nase gesetzt werden, entwickeln mit zunehmndenm Alter nur noch größere Anstrengungen, um diese Grenzen zu ertasten. So scheint es auch bei Ihrem Sohn zu sein, der wie Sie sagen recht autoritär erzogen worden ist. Was jetzt tun? Es gibt verschieden Elternberatungskonzepte, deren Hilfe man als Eltern in Anspruch nehmen kann. Die Programme Starke Eltern-starke Kinder und STEP erscheinen mir empfehlenswert. Finden Sie heraus, wo in Ihrer Gegend so etwas angeboten wird. Die Beratungsstellen für Erziehungefragen können Ihnen sicher helfen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 22.01.2008
