Guten Tag,
mein Sohn ist nun etwas über 5 Monate alt und von Geburt an motorisch unruhig. Ich wurde im Krankenhaus bereits gefragt, ob ich rauchen würde. Natürlich nicht! Weder in der Schwangerschaft, noch vorher.
Er zappelt den ganzen Tag mit Armen und Beinen und quengelt sehr viel. Ignoriert man das Gequengel und Gejammer geht es in weinen über und das möchte ich nicht mehr ignorieren. Auf dem Fußboden spielen funktioniert nur relativ kurz und schon ensteht wieder der Anschein, als wäre ihm Langweilig. Grundsätzlich habe ich permanent das Gefühl er würde sich langweilen.
- Abends einschlafen klappt gut
- Auf dem Arm will er nur herumgetragen werden, darf nicht sitzen
- Überstreckt den Rücken wenn ihm eine Position nicht passt
- Isst sehr gut und problemlos
- Scheint permanent gelangweilt zu sein und kann sich nicht lange mit etwas beschäftigen (5 Minuten)
Habe etwas Angst, dass er jetzt schon ADHS haben könnte. Haben Sie eine Idee?
Beste Grüße!
von
Pappnaase
am 20.05.2013, 12:25
Antwort auf:
5 Monate und motorisch sehr unruhig
Hallo, der Begriff Langeweile auf einen Säugling angewandt ist schwierig. Die Langeweile ist ein geistig-kognitiv existenzielles Empfinden sinnlos verstreichender Lebenszeit mit der Angst, keine Tätigkeit zu finden, die dieses unangenehme Gefühl beseitigt. Das alles kann ein Säugling noch gar nicht warhnehmen und empfinden. Der Säugling erlebt noch nicht einmal sich selbst alleine ohne die Spiegelung in seiner primären Bezugsperson und/oder einer akzeptierten Ersatzbezugsperson (Mutter-Kind-Dyade). Insofern treibt ihn nur eine Angst um, die, von seiner Bezugsperson verlassen zu sein oder zu werden. Das nenne ich die Urangst.
Mit einem halben Jahr gelingt es nun einem Säugling das erste Mal, seinen Geist überhaupt mit einer Beschäftigung zu "füttern" und zu unterhalten. Da er aber keine Vorstellung davon hat, was er eigentlich tun soll und mit den vorgefundenen Dingen anfangen soll, dazu also erst einmal "Pläne" entwickeln muss, ist er darauf angewiesen, unterhalten oder beschäftigt zu werden. Und dafür braucht er wieder seine Bezugsperon(en).
Nun kommt der Einwand, es gibt aber schon Säuglinge, die sich geduldig mit dem Begreifen einer Spielsache oder dem Betrachten eines Gegenstandes beschäftigen. Das ist richtig, aber ob das ein Säugling kann und tut oder nicht, hängt hauptsächlich mit seinem Temperament zusammen und seinen "Begabungen", nicht aber mit einer rationalen Erwägung. Ist das Temperament nun ungeduldig, impulsiv, motorisch lebhaft, nähebedürftig und nervös, dann fallen die eben genannten Fähigkeiten erst einmal weg und das ständige Quengeln und Unzufriedensein macht auch dem Säugling selbst den Alltag schwer. Er kann sich nur im Zusammenhang mit seinen Bezugspersonen zur Ruhe bringen und selbst das gelingt beim schwierigen Temperament nicht richtig. Ein bisschen davon hat Ihr Sohn offenbar auch. Aber mit ADHS hat das überhaupt nichts zu tun. Noch haben Sie die ganze Kindheit von ihm vor sich und die Chance, Beziehungs- und Bindungsstörungen zu verhindern und ddamit auch die Entwicklung zum ADHS. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 22.05.2013