Frage: 4-Jähriger - anhängliche und überempfindsame Phasen

Unser Sohn (4,5 J.) macht uns Sorgen. Kurze Zsf: schwierige Geburt, übersensible Säuglingszeit, dadurch durch mich überbehütet, zu Vater lange keine Beziehung, zu Grosseltern sehr innige Beziehung und häufiger Kontakt, gestillt bis 2,5, mit 3,5 Jahren Bruder bekommen - traumatischer Einschnitt in sein Leben auch aufgrund starker Mama-Anhänglichkeit. Immer wieder wackelige Phasen mit Überempfindlichkeit. Sexuelle "Auffälligkeit" (?): liebt Gummihandschuhe, bittet mich um Berührungen, auch seines steifen Gliedes. Was sagen Sie dazu? Ansonsten sehr aufgeschlossen, redselig, fremdelt nie. Haben das Umsorgen (als Posth-Fan) vielleicht zu ernst genommen, denn er hat Trotzphase komplett ausgelassen, erst nach Geburt seines Bruders begonnen. Was können wir tun, um sein Selbst zu stärken, die Fehler, der vielleicht schlecht gelungenen Loslösung, der ausgelassenen Trotzphase gutzumachen? Er ist mitunter überempfindlich, bricht wg Kleinigkeiten zusammen, gerät in Panik, ist anhänglich. Danke! Ina

Mitglied inaktiv - 24.08.2009, 12:37



Antwort auf: 4-Jähriger - anhängliche und überempfindsame Phasen

Liebe Ina, Ihrer Schilderung nach ist mit zeimlicher Sicherheit von einer erschwerten Loslösung auszugehen. Ich glaube also nicht so sehr, dass sein Verhalten etwas mit Überbehütung oder zur großer mütterlicher Sorge zu tun hat. Das "Entthronungstrauma" fällt schwerwiegender aus, wenn die Loslösung nicht voran kommt. Es hängt also stark am Vater, wie die Entwicklung weiter geht. Es ist natürlich denkbar, dass der wenig verfügbare Vater bei Ihnen Rückbindungsimpulse ausgelöst hat, durch die Sie dem Selbstbewusstsein Ihres Sohnes keine Gefallen tun. Möglicherweise rühren aus solchen Entwicklungen die intimen Wünsche Ihres Sohnes her, die Sie unbedingt ablehnen müssen, aber ohne ihn dabei seelisch zu verletzen. Den nichts schadet seinem Selbstbewusstsein mehr als Verstrickungen und Abhängigkeit. Für die erschwerte, aber regressive Loslösung spricht das scheinbare Ausbleiben der Trotzphase. Die Selbstbehauptung gelangte so nicht zum Tragen. Im Resultat kommt heraus, dass unbedingt der Vater für seine Aufgaben zur Verfügung stehen muss, sonst kommt Ihr Sohn kaum aus seiner Bindungslastigkeit heraus. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 28.08.2009