Frage: 3 Fragen

Sehr geehrter Herr Dr., in der letzten Woche stellte ich Ihnen eine Frage zum Thema Wut und Sie haben mir zum Stichwort Aggression eine umfassende Auskunft gegeben. Dafür möchte ich Ihnen herzlich danken. Zu diesem Thema habe ich noch 3 Fragen und würde Sie gerne nochmals um Rat fragen. 1. Sind impulsives Verhalten von Kindern und Autoaggression genetisch veranlagt oder ein Fehlverhalten der Eltern? 2. Muß ich befürchten, dass die Autoaggression,z.B. Kopf an Gegenstände schlagen oder mit Bausteinen an den Kopf schlagen, sich auch irgendwann in Aggression gegen die Mutter umwandelt, wenn das Kind nicht seinen Willen bekommt? Sind Tendenzen schon beim wilden Strampeln und Umsichschlagen beim Anziehen und Windelwechseln bereits zu erkennen? 3. Kann sich das aggressive Verhalten wieder bessern (mein Sohn ist 15 Monate)? Vielen Dank. C.

Mitglied inaktiv - 22.02.2010, 08:16



Antwort auf: 3 Fragen

Stichwort: Aggressivität bei Kleinkindern Hallo, eine schwierige Frage, weil bis heute nicht zu klären ist, wieviel Aggressivität tatsächlich angeboren ist und damit genetisch determiniert und wieiviel durch entsprechende Lebensumstände dazu kommt. Neueste genetische Forschungen beschäftigen sich jetzt mit der Epigenetik, was bedeutet, dass bestimmte Anlagen zu Lebzeiten gefördert werden können und andere unterdrückt. Das macht die Sachlage eher noch komplizierter. Auf jeden Fall ist Impulsivität ein stark das Verhalten bestimmender Anlagefaktor. Das heißt, selbst bei maximal Stress-mindernder Erziehung wird ein Großteil dieses Verhaltens erhalten bleiben. Auf jeden Fall ist es aber schlimm, wenn nun Lebensunmstände und/oder Vorbilder ein aggressiv-impulsives Verhalten zum selbsterhaltenden Element werden lassen. Die autoaggressiven Erscheinungen lassen in der Regel mit zunehmendem Alter nach, weil das Kind mehr Mechanismen entwickelt, die Aggression nach außen abzuleiten. Der Trotz ist dabei aber ein natürliches Entwicklungszeichen, das nur aggressiv verstärkt wird, nicht aber der Aggressivität entpringt. Genauso ist die widerständige Wehrhaftigkeit des älteren Säuglings und Kleinkindes keine Aggressivität gegen die Mutter, sondern nur ein "sich freikämpfen" aus der engen Mutter-Kind-Bindung (Dyade). Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 23.02.2010