Januar Mamis

Forum Januar Mamis 2020

Vorstellung vs. Realität

Thema: Vorstellung vs. Realität

Nach einem halben Jahr mit Baby muss ich mal Resümee ziehen. Ich muss zugeben, vieles (alles ...) ist anders als vorgestellt. Ich dachte in den 7 Monaten Elternzeit würde ich mich langweilen, das Haus wäre so sauber wie noch nie, ich hätte Gemüse angepflanzt und den Garten gepflegt, zig Babyaktivitäten besucht, regelmäßige Ausflüge zu den Großeltern gemacht etc etc. Ich dachte, so ein Baby braucht mich zum Essen, Einschlafen, Wickeln und Spielen. Aber das alles vorhersehbar und in regelmäßigen Abständen... Ach ja und ich dachte, selbst wenn das alles nicht so hinhaut, serviere ich wenigstens meinem Mann jeden Tag ein warmes Esssen, wenn er heim kommt. Die Realität sieht so aus, dass ich ihn öfter kurz vor seinem Feierabend antexte und ihm mitteile er möge uns ne TK Pizza mitbringen, falls er nicht vorhat zu kochen... Zwergenmädchen kann zwar eine halbe Stunde ohne mich schlafen aber meistens bin ich so k.o., dass ich mich einfach dazulege. Ich weiß gar nicht, wo die Zeit hingeht, sie zerrinnt förmlich und schwups ist ein Tag rum. Wenn wir mittags essen, sind 1,5 Stunden rum. Jedes mal wickeln: Locker ne Viertel Stunde. Weil sie soviel spuckt, 3 mal am Tag umziehen. Dann soll sie ja auch mal nackig sein dürfen, wir saugen jeden Tag die Nase aus, bei 3 Schläfchen über Tag kommt jedesmal 30 - 45 Minuten fürs Einschlafen dazu...usw usw. Ich denke, ich war einfach zu idealistisch bzw. hab mich von Bekannten und deren absolut pflegeleichtem Kind in die Irre führen lassen. Jetzt gehe ich in 5 Wochen wieder arbeiten und frag mich manchmal, wie das sein kann, dass ich z.B. nicht mal die Fenster geputzt hab. Hatte dann doch 7 Monate Zeit dafür... Wie ist das bei euch? Ist euer Leben mit Kind (bzw. mit einem Kind mehr) so, wie ihr gedacht habt?

von Mitsuha am 01.07.2020, 08:40



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Beim ersten Kind ging es mir da ähnlich. Vor allem war ich schockiert darüber, wie wenig Zeit ich für mich habe. Es hat oft nicht mal gereicht um mich zum Essen hinzusetzen, ich hab im stehen ein paar Kekse reingestopft und dann ging’s weiter Beim zweiten ist es besser und meine Erwartungen waren realistischer. Ich genieße den kleinen Mann sehr und der Rhythmus der Familie ist hier schon seit sieben Jahren auf Kind gestellt, also gab’s dieses Mal nicht so eine krasse Umstellung. Corona hat seinen Teil dazu beigetragen, dass wir so schön entspannt eine Vierer-Familie werden konnten. Mein Mann im homeoffice hat viel mehr Zeit als damals, kann das Baby auch mal nehmen und ich hab dann Zeit für den Großen oder mich. Jetzt sind wir fünf Wochen in süddeutschland (die zweite Hälfte der Elternzeit meines Mannes) der Große ist den ganzen Tag im Wasser, der kleine meckert unterm Sonnenschirm oder wird herumgetragen ich glaube, ich war selten in meinem Leben so glücklich und hab mich so vollständig gefühlt wie gerade jetzt. Auch wenn ich echt müde bin und nachts noch mindestens sechs mal stille. Ich weiß, das ist alles nur eine sehr kurze Zeit so.

von wowugi80 am 01.07.2020, 09:01



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Danke für den guten Text, den konnte ich mal meinem Mann zeigen. Ich sag auch immer, ich hatte keine Zeit dafür und er mag es mir nie glauben :P Vor der Geburt habe ich auch immer gesagt „Haushalt usw mach ich dann immer - ist ja dann mein Job und ich hab Zeit dafür“ Pustekuchen Das einzige was ich geschafft habe, war der Garten. Da bin ich so froh. Freust du dich auf die Arbeit? Ich freue mich so sehr drauf, aber muss noch ein halbes Jahr ausharren (natürlich verbringe ich auch gern Zeit mit KleinM)

von Limie am 01.07.2020, 09:01



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Beim ersten Kind hatten wir auch eine Menge Pläne.... Hat sich dann um ein paar Jahre verschoben. Jetzt beim dritten meinte mein Mann, kümmer Dich ums Baby, ich mache dann alles wenn ich Feierabend habe. Ja so verändert sich das. Da meine beiden Großen zu Hause sind schaffe ich schon einiges aber auch nicht wirklich viel. Keines meiner Kinder war wirklich pflegeleicht aber auch nicht total anstrengend. Wir können damit heute viel besser umgehen als beim ersten Kind. Man kann sich halt vorher einfach nicht vorstellen wie sehr man,, gebraucht,, wird von so einem Baby.

von Jumalowa am 01.07.2020, 09:41



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Bei unserer großen vor neun Jahren, da hat der Haushalt zehn Monate still gelegen Ich musste mich immer mit ihr hinlegen und nachts musste sie getragen werden ganz oft! Jetzt mit zweien bin ich einfach eingespielte. Aber mein Mann ist auch mit der Schichtarbeit mehr da als bei unserer großen von 8 bis 6 aus dem Haus... Somit habe ich mehr hilfe. Wir haben jetzt ein Haus mit großem Garten,da ist immer viel zu tun, da gibt heute wieder fast der ganze Tag drauf während der kleine auf meinem Rücken saß und zwei Schläfchen machte. Aber ich finde ich habe für unseren süßen weniger Zeit und Aufmerksamkeit als bei der großen, er läuft so mit... Alleine durch homeschooling etc.. Keine babykurse usw.. Und oft komme ich zu nichts vor allem für mich, aber ich weiß alles sind Phasen und morgen kann ein besser tag sein, wenn es mal sehr stressig ist

von sweetmy am 01.07.2020, 16:54



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Ging mir bei Kind Nummer 1 auch so. Damals war ich sehr einsam. In meinem Freundeskreis gab es noch keine Paare mit Kindern und ich war mit meinen 24 Jahren so jung, dass ich kaum eine "gleichgesinnte" in einem Kurs kennen gelernt habe. Dazu war mein Baby leider immer das, welches in den Kursen nur geschrien hat. In meiner jetzigen elternzeit ist vieles ganz anders und darüber bin ich sehr glücklich.

von Juliette-Baguette am 01.07.2020, 19:55



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Luan ist ja mein 8. Kind und schon in der Schwangerschaft war mir klar, dass es nicht leicht werden wird. Trotzdem sind meine Erwartungen noch übertroffen worden. Ich schaffe zwar alles, bin aber auch ziemlich kaputt. Die 4-5 Stunden Schlaf sind eindeutig zu wenig und ich habe ständig das Gefühl, viel zu wenig Zeit für das Baby zu haben. Auf Besserung hoffe ich erstmal nicht. LG, Zak

von Zak am 01.07.2020, 23:28



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Ich dachte ich bin ne supercoole Stadtmama, die mit Baby im Tragetuch und Kaffee in der Hand mit Freunden durch die Stadt shoppt. Und jetzt will ich einfach nur meine Ruhe und suche gerade ein Haus im Grünen Und ich dachte ich würde nebenher meinen Betriebswirt machen, Pustekuchen

von Pinguini am 02.07.2020, 11:32



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Huhu, vielen Dank für eure ehrlichen Einblicke Um auch nochmal die andere (positivere) Seite zu nennen: ich hätte nicht erwartet, dass mit einem Baby soviel emotionaler Austausch möglich ist. Also, dass man wirklich miteinander kommuniziert. Das überrascht mich jeden Tag wieder aufs neue und freut mich sehr Und dann hab ich erwartet, dass es meinen Mann viel mehr stört, dass ich so wenig im Haushalt gebacken kriege. Aber er ist super, packt an wo er kann und macht außer mal ab und zu nen Witzkommentar a la "Na, hast du wieder den ganzen Tag im Bett gelegen?." Worauf ich antworte "klar, was denkst du denn.." und wird dann beide lachen mir überhaupt keinen Vorwurf. Wenn wie dann in ein paar Wochen die Rollen tauschen, führen wir das hoffentlich genauso weiter und ich denke, dass dann auch noch mal das Verständnis auf beiden Seiten wachsen wird.

von Mitsuha am 02.07.2020, 12:06