Frage: was soll ich meiner Tochter zu essen anbieten?

Hallo Frau Neumann, meine Tochter ist nun fast 8 Monate alt. Seitdem sie 5 bzw. 6 Monate alt ist biete ich ihr Mittags immer wieder Brei an. Anfangs war sie noch nicht bereit dazu. Habe ich am Zungenreflex gemerkt (sie hat alles wieder mit der Zunge raus geschoben). Nun ist dieser Reflex zwar nicht mehr da, aber den Brei den ich ihr anbiete scheint sie nicht zu wollen/mögen. Ich koche selber. Mal Möhre/Kartoffel/Kürbis/Pastinake/Hähnchenfleisch/Nudeln mit Gulasch (natürlich nicht so sehr gewürzt) erc. Mal in Kombination mit einander mal pur. Auch verschiedene Löffen habe ich ausprobiert. Habe alles versucht. Habe den Brei auch mal eher als Suppe mit abgekochtem Wasser verdünnt, weil ich dachte das sie den Brei schlecht schnlucken kann, war aber auch nix. Nun gebe ich ihr ab und an mal ein Bisschen was von meinem Brot ab, nur mit Butter drauf und kleine Krümel Stückchen natürlich. Manchmal isst sie auch eine gekochte Kartoffeln aber als kleine Stücke die ich ihr in den Mund stecke. Das nimmt sie dann. Oder Wassermelone und Apfel. Nun meine Frage: soll ich ihr immer wieder weiter Brei anbieten oder ist es ok wenn sie (jetzt schon) kleine Stücke von Familienessen bekommt? Und / oder was kann ich tun das sie den Brei nimmt? Muss ich mir Sorgen machen? Sie hat normales Körpergewicht (ca. 7 kilo) Ich stille sie auch noch, am Tag bestimmt 5 Mal. Danke für ihre Antwort. Herzliche Grüße Emmi123

von Emmi 123 am 25.07.2018, 20:37



Antwort auf: was soll ich meiner Tochter zu essen anbieten?

Hallo Emmi123 hast du schon einmal vom baby-led-weaning gehört? Vielleicht wäre dieses Konzept der Beikost für euch gut geeignet. Das sog. " baby-led-weaning" ist eine Methode, die die Beikosteinführung bei nach Bedarf gestillten Babys sanft und langsam einleitet. Der Sinn ist das Fördern der Selbständigkeit. Es entsteht eine Eigendynamik, die im individuellen Prozess für den Verlauf oft nicht vorhersehbar ist. BLW ermöglicht dem Baby einen eher spielerischen Zugang zu (fester) Nahrung. Es ermöglicht eine ganzheitliche Vorgehensweise durch Berühren und Betasten der Lebensmittel. Dies geschieht mit den Händen und dem Mund. Babys können bei dieser Art der Beikost in ihrem Tempo lernen und die Menge der Beikost komplett frei bestimmen. Es gibt keine Angaben über idealerweise zuzuführende Mengen, sondern vielmehr konkrete Empfehlungen zur Beschaffenheit und/oder Zubereitungsweisen der angebotenen Lebensmittel. BLW geeignete Lebensmittel sollten weich und salzfrei sein. BLW-geeignete Speisen sollten, vor allem am Anfang, sehr basically sein: Gekochte Gemüsesticks, gekochte Kartoffel, ggf weiches (rohes) Obst. Zubereitung babygerechte Gemüsesticks: Schneide aus rohen Gemüsesorten (bspw Möhre, Pastinake, Kohlrabi, Zucchini, Kürbis, Süßkartoffel, Kartoffeln, auch: Brokkoliröschen, Blumenkohlröschen) oder Obstsorten wie Apfel, Birne fingerdicke ca 8-10cm lange Stücke. Gare sie (dampfgaren oder in wenig Wasser dünsten) ohne Zusätze in einem Topf mit etwas Wasser einfach sehr weich. Fertig ist das Fingerfood. Als Stäbchen/Stick lässt sich das weiche Gemüse (Kartoffel oder Obst) gut mit der Faust umschliessen und festhalten. Die Kleinsten lutschen das Stückchen vorsichtig ab und erspüren und erschmecken das "Ding". Manche zermatschen es. Die Sensibilisierung für Beikost ist dennoch damit gegeben. Wichtig ist und bleibt vorerst, dass dein Kind ausreichend Gelegenheiten erhält, um neues Essen kennen zu lernen. Auch wenn es nur Minimengen sind. Wenn Beikost bei dieser Methode zwar nicht in der üblich empfohlenen Menge gegessen werden kann, ist diese Methode - wenn der Löffel einfach nicht akzeptiert wird - trotzdem gut, weil die Kleinsten mit Essen, Geschmack und Konsistenz konfrontiert werden und sich an Nahrung gewöhnen können. Beikost kannst du wörtlich nehmen und zusätzlich zum Stillen mit deinem Baby das Abenteuer Beikost spielerisch handhaben. Bei der Beikost (bei nach Bedarf gestillten Babys) geht es nämlich nicht nur darum Brei zu geben, um Nährstoffe und Kalorien zuzuführen, sondern es geht auch darum, neue Geschmackseindrücke, neue Esstechniken, Rituale, Konsistenzen und Nahrung i.A. kennen zu lernen, damit sich der Organismus langsam umstellen und umgewöhnen kann. Es geht bei nach Bedarf gestillten Babys auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln, das Loslassen von Mama etc. Zusammenfassung: Ziel ist es, deinem Baby zusätzlich zum Stillen neue Esseindrücke zu geben. Das hast du bereits mehr oder weniger erfolgreich bereits getan. Sehr gut. Jetzt kannst du deine Tochter mehr fordern und sie selbständig essen lassen. Das angebotene Essen sollte ganz einfach sein: weich gegart und salzfrei! Mit Wassermelone konntest du ihre Begeisterung schon wecken. Biete alle Speisen so an, dass sie gefahrenfrei gekaut und geschluckt werden können. Die Speisen müssen mit dem Gaumen/Zunge und den Kauleisten zerdrückt werden können. Lass sie Fingerfood und Stückchen immer selbständig essen, d.h. sich selbst in den Mund stecken. Der erste haptische Kontakt der Nahrung ist wichtig zur Kontaktaufnahme mit der Speise in einem doppeldeutigen Wortsinn. Die Tastrezeptoren an den Fingern und Händen erlauben eine erste Bewertung einer Speise. Sie gibt deinem Kind erste Auskünfte auf "Gefallen" oder "Nichtgefallen". Hierbei kann deine Tochter bereits die Konsistenz der Speise erfühlen, bspw ob etwas weich oder hart, warm oder kalt, krümelig oder zerbrechlich etc ist. Diese Bewerungskriterien durchlaufen abermals die Kontrollstelle im Mund, nämlich durch die Tastrezeptoren auf der Zunge. Auf diese Weise gewöhnen sich Babys/Kinder an neue Konsistenzen. Lasst sie mit dem Essen spielen, es herumwalken in der Hand, zum Mund führen, erschmecken. Lass sie ihre Esserfahrungen machen. Bereite die Kost für dein Kind so zu, wie es für sie notwendig ist. Also dann Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 26.07.2018