Ist die Ernährung meines Sohnes so in Ordnung??

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: Ist die Ernährung meines Sohnes so in Ordnung??

Guten Tag, ich möchte Ihnen gerne den Essensplan meines Sohnes schildern: ca. 6.30 : 150 ml Kindermilch aus dem Fläschchen ca.9.15: ca 50 g Brot mit Belag und 50 g Obstgläschen Mittags 12.30 : Hipp 12 Monatsgläschen (250g) und 50 g Obstgläschen Nachmittags 15.45 : isst er im Moment oft nur einen Keks oder ganz wenig vom Obstgläschen abends 18.30: ca 60 g Brot mit Belag und 50 g Obstgläschen 19.45: 150 ml Kindermilch aus dem Fläschchen Zu den Mahlzeiten und zwischendurch biete ich ihm stilles Wasser oder verdünnten Tee an. In der Regel schafft er es- ohne die Milch die ich ihm gebe - über den Tag verteilt etwa 100 ml bis 150 ml zu trinken. Meine Fragen: 1.) Was sagen Sie im allgemeinen zum Essensplan? 2.) Wie lange sind die 250 mg der Hipp 12 Monatsgläschen noch so für ihn ausreichend? Ab wann benötigt er mehr an Menge? Wie lange kann ich ihm die so noch geben? 3.) Ist die Flüssigkeitszufuhr so ausreichend für ihn? 4.) Ist die Menge an Obst die ich ihm gebe am Tag okay so? Vielen Lieben Dank für eine Antwort

von BarbaraU am 15.09.2020, 11:21



Antwort auf: Ist die Ernährung meines Sohnes so in Ordnung??

Hallo BarbaraU leider schreibst mir nicht das exakte Alter deines Sohnes. Vermutlich befindet ihr euch in der Zeitspanne zwischen dem 12.-18. Lm, soweit ich das anhand einiger Hinweise herauslesen kann. Meine Antworten auf deine Fragen gelten darum nun für diese Altersspanne, okay? Also: euer Essplan ist sicher so gewachsen und ist für euch soweit bestimmt ganz stimmig. Bei manchen Dingen bist du dir inzwischen etwas unsicher und du magst es, konkrete Handlungsempfehlungen parat zu haben. Mengenangaben sind dir zur Orientierung wichtig und du fühlst dich sicher und beruhigt, wenn dein Kind isst und trinkt. Wenn du nun in eurem Essplan etwas verändern oder verbessern möchtest, dann könntest du folgendes tun: schaffe Fläschchen und Gläschen komplett ab. hier sind zunächst kurz und knapp gehaltene Antworten auf deine Fragen: 1.) Was sagen Sie im allgemeinen zum Essensplan? stelle auf Familienkost um 2.) Wie lange sind die 250 mg der Hipp 12 Monatsgläschen noch so für ihn ausreichend? für die Zeit der Umstellung auf Familienkost können sie zusätzlich und manchmal noch hilfreich als Ergänzung sein, baldmöglichst am besten komplett weg lassen. 3.) Ist die Flüssigkeitszufuhr so ausreichend für ihn? biete Wasser (ggf lauwarm temperiert ) bspw nach den Mahlzeiten an. Je mehr feste Kost und je mehr salzhaltige Kost, je weniger Brei dein Kind essen wird, desto mehr wird dein Kind im nachfolgenden auch trinken. 4.) Ist die Menge an Obst die ich ihm gebe am Tag okay so? am Tag werden etwa 2 (-3) Portionen Obst empfohlen. Eine Portion ist die Menge, die in die Hand deines Kindes passt. Im Weiteren könntest du die Kindermilch durch Kuhmilch aus einem Trinkbecher/Tasse ersetzen und nahezu komplett auf richtiges Essen (Familienkost) umsteigen. Familienkost bedeutet nicht ausschließlich stückige Nahrung oder nur Familienkost zu geben. Du darfst Familienkost auch bspw pürieren, falls nötig. Es geht hier vorrangig um Geschmack. Dein Kind sollte jetzt eure typischen Familiengerichte kennenlernen, weil er sich daran langfristig gewöhnen sollte, damit er später und bald komplett mit essen kann. Nur wenn er sich bereits jetzt daran gewöhnen konnte, wird er später unkompliziert mitessen können. FInde nun einfach sinnvolle Kompromisse zwischen Babybrei und Familenkost. Jetzt ist die Zeit, um deinem Kind Nahrungsvielfalt zu zeigen und dein Kind an die typischen Speisen und Gerichte eurer Familienküche zu gewöhnen. Bis zum 18. Lm +++ ist dein Kind noch ganz besonders neugierig und will ganz unbedingt alles das essen, was ihr Eltern (und andere Personen) essen. Nutze diese Zeit, um mit deinem Kind jetzt ganz viele gemeinsame Essabenteuer zu erleben. Zwanglos, freudig und spielerisch. Etabliere 3 Hauptmahlzeiten und 2 Zwischenmahlzeiten. Binde diese weiterhin rhythmisch in euren Tagesablauf ein, so dass dein Kind dadurch häufiger Gelegenheiten hat, um andere Essende bei Tisch zu sehen und nachzuahmen. Jetzt lernt dein Kind spielerisch wie das geht, "das Essen". Lass dein Kind auch möglichst häufig selbständig essen. Erlaube deinem Kind ganz unbedingt, mit den Fingern und den Händen zu essen. Biete deinem Kind einen bunten Mix an Möglichkeiten zum eigenständigen, spielerischen Entdecken an. Lass dein Kind möglichst viele neue, interessante und leckere Esserfahrungen machen. .... kauen, beißen, knabbern, .... Biete deinem Kind Geschmack und verschiedene Konsistenzen. Lass Trinkaufsätze weg und übt das Trinken aus gewöhnlichen, aber kleinen Trinkgefäßen. Biete deinem Kind eine altersentsprechende, ungefährliche, vollwertige Kost. Esst gemeinsam und biete deinem Kind beim Essen eine liebevolle Begleitung und Unterstützung, wenn Hilfe benötigt wird. Möglichkeiten für Obstsnacks: fein geriebener (roher) oder selbst gemachtes Apfelmus. Banane am Stück, in Stückchen geschnitten oder zerdrückt zum Löffeln. Weiche Birne in Stückchen ist ideales Fingerfood. Presse einen Saft aus frischen (unbehandelten Mandarinen (Clementinen oder was auch immer). . Den milden Saft wird deine Kleine lieben. Orangenfilets, Mandarinenfilets sind auch geeignet. Melone ggf auch Papaya oder (Bio-)Mango, sowie zerdrückte Heidelbeeren, Avocado oder Kiwi, geviertelte, kernlose Trauben - all das ist möglich. Jetzt im Spätsommer gibt es noch immer viele verschiedene Möglichkeiten für Obst. Pfirsich, Nektarine, Melone....Was ist deine Lieblingssorte? Esst sie gemeinsam und schau, wie es deinem Kind gefällt. Trau deinem Kind mehr zu. Lass dein Kind selbständig essen und lass ihn die verschiedenen Konsistenzen und Aromen der Lebensmittel und Speisen erfahren. Koche selbst und biete Familienkost. Die Familienkostphase bringt viele Erleichterungen. Es ist jetzt fast alles* erlaubt, die Kostpalette kann stetig erweitert werden. Doch leider bringt diese Zeit auch häufig Verunsicherungen für die Eltern - bspw wie groß die Essmengen ungefähr sein sollten, so wie auch du das schreibst und danach fragst: Dein Kind wird immer nur so viel essen und trinken, wie es zum Wachsen und Gedeihen braucht. Dafür ist es umso besser, je besser und freier dein Kind vielfältige neue Essgenüsse kennenlernen kann und konnte. Lass dein Kind genussvoll essen und gib deinem Kind lediglich einen groben äußeren Rahmen vor:*** Du als Mama (Eltern) bestimmst das Essensangebot und dein Kind darf aus diesen Möglichkeiten (verantwortungsbewusste und vollwertige Auswahl treffen!) wählen und die Menge verzehren, die sie schafft. Zur Orientierung für Portionsgrößen und für Mengenangaben kann es hilfreich für dich sein, wenn du dich an den allgemeinen Empfehlungen orientierst und diese jedoch lediglich als Orientierung betrachtest. Sie sind hilfreich, für bspw die wöchentliche Speisenplangestaltung und auch zur täglichen Mahlzeitengestaltung. Du soltest aber unbedingt wissen, dass dein Kind die Essmengen pro Mahlzeit selbst bestimmen darf und sollte. Kleinkinder wissen wie viel sie brauchen. Es muss nur das Angebot stimmen. Essen lernen erfordert jetzt viel Einfühlungsvermögen seitens euch Eltern und vom Kind wiederum wird "Anpassung" verlangt. Findet einfach einen guten und gemeinsamen Weg. Puh, das war nun sehr viel Text. Kannst du noch? Und kannst du etwas davon für euch verwerten? Meld dich gerne wieder, wenn du Folgefragen hast. Bis dann Viele Grüße Birgit Neumann *nur sämtlich ungefährliche Speisen anbieten. Ungefährlich bedeutet, dass euer Kind die angebotenen Speisen gefahrenfrei kauen und schlucken, verdauen können sollte. Als eher ungeeignet gelten bspw harte Stückchen, zu kleine Stückchen - wegen der möglichen Verschluckungs-bzw Aspirationsgefahr. Darum gelten bspw Nüsse oder Nussstückchen als nicht geeignet. Heidelbeeren, Erbsen etc sollten besser einmal platt gedrückt werden. Rohe Äpfel oder Möhren sind zu hart. Fein geraspelt (auf einer ganz feinen Reibe) oder gemust sind sie okay. Man spricht von einer verantwortungsbewussten Lebensmittelauswahl. Erlaubt ist quasi auch das, was nicht ausdrücklich verboten ist, wie Kaffee oder Alkohol etc... Gewöhne deinen Sohn jetzt vor allem an die Lebensmittel und Speisen, welche ihr in der Familie üblicherweise esst. Das was euer Sohn jetzt kennen- und lieben lernt, das wird er sein Leben lang gerne mögen. ausführliche Liste hier: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/11-Monaten_48965.htm *** Üblicherweise werden ab dem 2. Lebensjahr etwa 300 ml Kuhmilch empfohlen Brauchst du noch mehr konkrete Infos? noch mehr Tpps und Infos, falls gewünscht, findest du auch hier: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Essen-im-14-Lebensmonat_48869.htm

von Birgit Neumann am 17.09.2020



Antwort auf: Ist die Ernährung meines Sohnes so in Ordnung??

Stimmt, ich habe leider vergessen, das Alter meines Sohnes hinzuzufügen. Er wird in wenigen Tagen 14 Monate alt. Das "Problem" ist, dass mein Sohn Fingerfood kaum selbsständig zu sich nimmt. Er matscht in allem mit den Händen, führt es aber nicht zum Mund ( zb. Brotstückchen). Kekse die isst er selbsständig. Alles andere wird bespielt und zu Boden geworfen. Ich tue mich selber schwer damit, weil ich ihm so lange jetzt Mittags schon die Gläschen gereicht habe, ihm jetzt andere Kost (unsere Kost) anzubieten. Haben Sie Tipps für mich, wie ich das am Besten anstellen kann? Viele Grüße

von BarbaraU am 18.09.2020, 14:58



Antwort auf: Ist die Ernährung meines Sohnes so in Ordnung??

Hallo BarbaraU dein KInd isst selbständig Kekse? Prima, dann kann und will er prinzipiell selbständig essen. Vertraue jetzt darauf, dass er auch andere Speisen essen wird. Er wird das natürlich und vermutlich nicht von heute auf morgen tun. Da er viele Speisen bisher noch nicht gut kennt, muss er sich zuerst in langsamen Schritten daran gewöhnen. Das kann er umso besser, je mehr du ihn fordert und förderst, ohne ihn dabei zu überfordern. Gib ihm nicht zu viel Brei, füttere ihn nicht zu häufig mit Brei, denn sonst ist er dadurch bereits zu satt. Zeige ihm, wie er sich vielleicht auch schon mit einem Löffel den Brei selbst füttern könnte. Biete deinem Kind Brei und festere Speisen an. Esst gemeinsam eure Mahlzeiten und integriere euer Kind an den Familienesstisch. So kann er sehen, was und wie ihr Eltern esst. Er wird euch nachahmen und kann euch beobachten, wodurch er lernt zu essen. Lass ihn verschiedene Esserfahrungen machen und lass ihn die Speisen auch wieder ausspucken, wenn ihm etwas nicht gefällt. Zum Frühstück/Abendessen wären 25g Brotstückchen plus etwa 5g Butter und etwas Belag bereits ausreichend. 50-60g sind eine demnach ordentliche Portion, welche erklärt, warum der Appetit am Nachmittag kaum vorhanden ist. Insgesamt ist euer Plan, wenn er momentan so für euch stimmig ist, doch eigentlich ganz okay und stimmt im Groben durchaus mit den offiziellen Verzehrsempfehlungen bezüglich der Mengen überein. Versuche, wie erwähnt die Fläschchen (spätestens bis zum 16.-18. Lm) abzuschaffen, ebenso Gläschen. Versuche dein Kind immer mehr und immer besser an eine vollwertige Familienkost und eine einfache und sehr basically gestaltete Kost zu gewöhnen, welche er selbständig essen sollte. Biete auch einfach Brot, Obst, Gemüse, Fleisch, Milchprodukte u.v.m. Achte auf die Bedürfnisse deines Kindes und reagiere darauf. Hab einfach im Hinterkopf, was ab dem 2. Lebensjahr prinzipiell schon möglich wäre und integriere nach und nach immer mehr geeignete Lebensmittel und Speisen in das Speisenangebot.* Das Matschen ist eine Annäherung. Das ist nicht schön anzusehen, das stimmt. Wenn du nun weißt, dass dies ein normaler und sehr förderlicher Entwicklungsschritt ist, kannst du das nun vielleicht etwas positiver sehen. Was meinst du? *Sieh dir einmal das Foto im Anhang an. Es zeigt Melone und Nektarine neben Naturjoghurt. Lass dich inspirieren. Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 21.09.2020



Antwort auf: Ist die Ernährung meines Sohnes so in Ordnung??

Hallo Frau Neumann, lieben Dank ersteinmal für Ihre hilfreichen Tipps. Ich werde versuchen, diese umzusetzen. Ein Frage habe ich aber noch: Familienkost heißt ja prinzipiell, dass unser Sohn das gleiche Essen zu sich nimmt, wie wir Erwachsenen. Er ist jetzt gerade 14 Monate alt geworden. Wie sieht das mit dem Würzen vom Essen aus? Welche Gewürze darf er, welche eher in Maßen und welche überhaupt noch nicht? Liebe Grüße Barbara U.

von BarbaraU am 23.09.2020, 10:53



Antwort auf: Ist die Ernährung meines Sohnes so in Ordnung??

Hallo BarbaraU Chili und Minze sind eher noch nicht geeignet. Der Rest, sofern in gewöhnlichen Mengen verarbeitet, ist völlig okay. Zimt und Kurkuma sollten nicht in Unmengen ins Essen kommen. Aber bei einem vernünftigen Gewürzkonsum, brauchst du dir keinerlei Sorgen zu machen. Salz sollte sparsam verwendet werden, das weißt du sicher ohnehin schon. Pfeffer für den Anfang auch am besten noch sehr sparsam verwenden. Dein Kind kann eure Speisen mit essen, sofern sie hinsichtlich der Konsistenz u.a. Kriterien, wie bereits beschrieben, geeignet sind. Dein Kind lernt dadurch den typischen Geschmack der Gerichte kennen. Wenn du sehr intensiv würzig kochst, kannst du für dein Kind vorübergehend einfach weniger würzen. Es ist gut, wenn dein Kind auch und häufig den Eigengeschmack der Speisen kennen lernen kann. Bspw: für den Fall, dass du Bratkartoffeln zubereitest und hier bspw ein ganz typisches, bei euch Eltern beliebtes Gewürz verwendest, sagen wir mal "Bratkartoffelgewürz", dann lernt dein Kind Bratkartoffeln kennen, und zwar mit diesem typischen Bratkartoffelgewürzgeschmack. Damit dein Kind Bratkartoffeln auch mit einem neutralen Geschmack kennen lernen kann, und Bratkartoffeln zukünftig nicht immer nur mit diesem Gewürz assoziiert, kann es hilfreich sein, wenn du Bratkartoffeln auch ohne dieses typische Gewürz zubereitest und dein Kind dieses basically zubereitete Bratkartoffelgericht probieren und essen lässt. Eine kleine Portion vom Bratkartoffelgericht mit dem Gewürz könntest du zusätzlich geben. Andererseits kann, darf und sollte sich dein Kind an die typischen Aromen eurer Familienspeisen gewöhnen, damit es diese langfristig einfach mit essen kann und wird. Drum kannst du einfach kochen wie gewohnt und deinem Kind bekannte und einfache Speisen wie Nudeln, Kartoffeln etc anbieten und zusätzlich moderat aber in typischer Weise gewürzte Familienspeisen zum Kennenlernen und Mitessen ebenfalls auf den Teller geben. Gefüllte Teigtaschen bspw kannst du für dein Kind mit einer Füllung füllen, welche du milder und salzärmer gewürzt hast. Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 23.09.2020