Guten Tag Frau Dr. Esch,
vielen Dank für Ihre Arbeit hier. Ich habe zwei allgemeine Fragen zur Dosierung von Zahnpasta gem. der neuen Fluoridverordnung.
1. Bei Kindern unter 2 Jahren soll eine reiskorngroße Menge Zahnpasta mit 1000ppm verwendet werden, ab 2 Jahren dann doppelt so viel, also erbsengroß. Dazu meine Frage: Ein Reiskorn ist doch niemals halb so viel wie eine Erbse? Bei einer Reiskorngröße ist ja quasi kaum Zahnpasta auf der Bürste. Wie soll man das am besten dosieren? Man möchte ja weder zu viel Zahnpasta drauf machen, aber auch nicht zu wenig.
2. Überall wird sehr strikt daraufhin gewiesen, dass die Fluoridmenge mit der Reiskorngröße nicht überschritten werden darf bei Kindern unter 2 Jahren, sonst drohen Fluorosen bei den bleibenden Zähnen. Ist die Gefahr wirklich so groß? Mein Zahnarzt sagte mir, dass Fluorosen nicht durch zu viel Zahnpasta, sondern ausschließlich durch gleichzeitige Gabe von Fluoridtabletten entstehen können. Wie schnell entstehen Fluorosen denn wirklich?
Ich danke Ihnen im Voraus!
von
Larax94
am 09.11.2022, 08:56
Antwort auf:
Dosierung Zahnpasta
Hallo,
wenn Sie sich mit der Menge eines Reiskorns unwohl fühlen, so können Sie alternativ auch gerne zweimal täglich mit einer erbsengroßen Menge einer Zahnpasta mit 500 ppm putzen.
Das Risiko einer Fluoridakkumulation (chronischer Überdosierung) ist wegen der großen Wachstumsrate im ersten Lebenshalbjahr besonders gering. Eine Fluorose der bleibenden Zähne durch Fluoride in den ersten 6 Lebensmonaten ist wegen der erst späteren Mineralisation nicht zu erwarten und auch nicht beobachtet worden. Dagegen ist bei einer Fluoridzufuhr aus Nahrung, Trinkwasser, Getränken und Nahrungsergänzung mit einer längeren Überschreitung der Obergrenzen (etwa 0,1 mg/kg/Tag ), besonders im Alter von 2 bis 8 Jahren mit zunehmendem Vorkommen von Zahnschmelzflecken ("Zahnfluorose") zu rechnen.
Die Zeit des höchsten Risikos zur Bildung einer Fluorose für die bleibenden Frontzähne liegt zwischen Geburt und sechs Jahren. Deshalb sollte in dieser Zeit Fluorid vorsichtig dosiert und z.B. eine Kinderzahnpasta mit reduziertem Fluoridgehalt verwendet werden.
Die Kombination von fluoridhaltiger Zahnpasta und fluoridiertem Speisesalz führt zu einem geringeren systemischen Fluorideintrag als Fluoridtabletten und damit bei einer höheren Wirkung zu einem geringeren Fluoroserisiko. Falls Sie sich also an die Fluoridempfehlung (siehe auch den dazugehörigen Link auf dieser Seite) halten, haben Sie keine Fluorose zu befürchten und profitieren vom prophylaktischen Effekt des Fluorids, welches weiterhin empfehlenswert bleibt.
Alles Gute und viele Grüße
von
Dr. Jacqueline Esch
am 09.11.2022