Sehr geehrter Herr Dr. Heininger
Varizellen:
Da man mit dem Varizellenimpfstoff bisher ja "nur" gut 20 Jahre Erfahrung hat, ist uns nicht klar, weshalb man bereits heute sagen kann, dass die Wahrscheinlichkeit später an einer Gürtelrose zu erkranken, bei geimpften Personen kleiner ist als bei ungeimpften.
Oder gilt dies speziell nur in Populationen, in denen der Wildvirus noch gut zirkuliert (wie z.B. in der Schweiz)? Müssten dann in Populationen, die eine grössere Impfrate haben, alle 10 bis 20 Jahre Auffrischimpfungen durchgeführt werden?
Es geht uns mit diesen Fragen vor allem darum, für unsere Kinder (2,5 und 4,5 Jahre alt und in ca. drei Wochen ein Neugeborenes) auch langfristig den bestmöglichen Schutz zu erhalten, denn insbesondere das, was man über die Gürtelrose an möglichen Komplikationen liest, klingt noch um Einiges schlimmer als bei der "normalen" Varizelleninfektion, die in der Kindheit durchgemacht wird. (Wir (Mutter und Vater) haben die Krankheit als Kind durchgemacht.) Und die Windpocken im Erwachsenenalter (evtl. Impfversager bzw. Durchbruchserkrankung) ist ja auch mit grösseren Risiken verbunden.
Aus früheren Antworten von Ihnen betr. Varizellen habe ich entnommen, dass die allfällige Narbenbildung bei einer durchgemachten Krankheit kein Grund für die Empfehlung der Impfung ist. Ist dies aus dem Grunde,
weil es sich hierbei nicht in erster Linie um ein medizinisches Argument handelt oder weil es im Normalfall keine bleibenden Narben gibt? Wir sind auch deshalb ein wenig besorgt, da unsere Kinder zu einer etwas
unschönen Vernarbung neigen, wobei beispielsweise nach Mückenstichen keine bleibenden Narben entstehen.
Infanrix hexa - Engerix B 10:
Unser erster Sohn wurde mit einem Einzelimpstoff (Engerix B) drei mal gegen Hepatitis B geimpft und somit ist unseres Wissens dieses Schema abgeschlossen. Unser zweiter Sohn wurde hingegen drei mal mit dem Infanrix hexa (inkl. Hepatitis B) und anschliessend mit dem Fünffach-Infanrix geimpft, da er bereits drei Dosen mit dem Hepatitis B-Impfstoff hatte. Nun habe ich gestern durch Ihr Forum erfahren, dass dies wohl nicht der richtige Weg war und er so nur die Grundimmunisierung erhalten hat. Dürfen wir trotzdem davon ausgehen, dass unser Sohn bisher (hoffentlich) einen relativ hohen Schutz gegen Hepatitis B hatte (er ist heute 2,5 Jahre alt)? Wir werden nun im August mit Engerix B 10 die letzte Auffrischimpfung nachholen lassen. Ist dies so OK?
Und noch eine Frage zum Thema Influenza A/H1N1:
Da - wie erwähnt - in ca. drei Wochen, die Geburt unseres dritten Sohnes bevorsteht, machen wir uns ein wenig Sorgen wegen der drohenden explosionsartigen Zunahme an Grippefällen sowie einer allfälligen Mutation des Virus. Voraussichtlich werde ich, wenn der Impfstoff erhältlich ist, stillen. So wie es aussieht, wird stillenden Müttern die Impfung vom BAG empfohlen. Sehen Sie hierbei irgendwelche Risiken? Und wie sieht es bei unseren Kindern aus (wobei wir annehmen, dass Säuglinge noch nicht geimpft werden dürfen)? Können Sie uns zu diesem Thema in unserer speziellen Situation irgendwelche Ratschläge nebst der Einhaltung der Hygieneempfehlungen geben?
Vielen Dank für die Beantwortung unserer vielen Fragen im Voraus!
Mit freundlichen Grüssen und alles Gute!
Mitglied inaktiv - 22.07.2009, 23:33
Antwort auf:
Varizellen / Infanrix hexa - Engerix B 10 / Influenza
Hallo,
hier meine Antworten:
"Varizellen:
Da man mit dem Varizellenimpfstoff bisher ja "nur" gut 20 Jahre Erfahrung hat, ist uns nicht klar, weshalb man bereits heute sagen kann, dass die Wahrscheinlichkeit später an einer Gürtelrose zu erkranken, bei geimpften Personen kleiner ist als bei ungeimpften."
das ist der derzeitige Kenntnisstand aus den ersten 15 Jahren Erfahrung in den USA.
"Oder gilt dies speziell nur in Populationen, in denen der Wildvirus noch gut zirkuliert (wie z.B. in der Schweiz)? Müssten dann in Populationen, die eine grössere Impfrate haben, alle 10 bis 20 Jahre Auffrischimpfungen durchgeführt werden?"
Das weiss man zum heutigen Zeitpunkt noch nicht und bleibt abzuwarten.
"Es geht uns mit diesen Fragen vor allem darum, für unsere Kinder (2,5 und 4,5 Jahre alt und in ca. drei Wochen ein Neugeborenes) auch langfristig den bestmöglichen Schutz zu erhalten, denn insbesondere das, was man über die Gürtelrose an möglichen Komplikationen liest, klingt noch um Einiges schlimmer als bei der "normalen" Varizelleninfektion, die in der Kindheit durchgemacht wird. (Wir (Mutter und Vater) haben die Krankheit als Kind durchgemacht.) Und die Windpocken im Erwachsenenalter (evtl. Impfversager bzw. Durchbruchserkrankung) ist ja auch mit grösseren Risiken verbunden.
Aus früheren Antworten von Ihnen betr. Varizellen habe ich entnommen, dass die allfällige Narbenbildung bei einer durchgemachten Krankheit kein Grund für die Empfehlung der Impfung ist. Ist dies aus dem Grunde,
weil es sich hierbei nicht in erster Linie um ein medizinisches Argument handelt oder weil es im Normalfall keine bleibenden Narben gibt? Wir sind auch deshalb ein wenig besorgt, da unsere Kinder zu einer etwas
unschönen Vernarbung neigen, wobei beispielsweise nach Mückenstichen keine bleibenden Narben entstehen."
In der Schweiz gibt es bislang nur eine Windpocken-Impfempefhlung für bestimmte Risikogruppen, zB Kinder mit Neurodermitis sowie Jugendliche und Erwachsene dienoch keine Windpocken hatten. Darüber hinaus gibt es aber eine Reihe vonindividuellen Argumentne, die durchaus für die Impfung allgemein sprechen (zB das geringere risiko für Gürtelrose, für die Krnakheit selbst, die ost "zum falschen Zeitpunkt" kommt, geirngeres risko für Krnakheitskomplikationen usw). Somit können Eltern - auf eigene kosten - die Impfung für Ihre Kinder durchaus wünschen.
"Infanrix hexa - Engerix B 10:
Unser erster Sohn wurde mit einem Einzelimpstoff (Engerix B) drei mal gegen Hepatitis B geimpft und somit ist unseres Wissens dieses Schema abgeschlossen. Unser zweiter Sohn wurde hingegen drei mal mit dem Infanrix hexa (inkl. Hepatitis B) und anschliessend mit dem Fünffach-Infanrix geimpft, da er bereits drei Dosen mit dem Hepatitis B-Impfstoff hatte. Nun habe ich gestern durch Ihr Forum erfahren, dass dies wohl nicht der richtige Weg war und er so nur die Grundimmunisierung erhalten hat. Dürfen wir trotzdem davon ausgehen, dass unser Sohn bisher (hoffentlich) einen relativ hohen Schutz gegen Hepatitis B hatte (er ist heute 2,5 Jahre alt)? Wir werden nun im August mit Engerix B 10 die letzte Auffrischimpfung nachholen lassen. Ist dies so OK?"
Ja, das ist OK.
"Und noch eine Frage zum Thema Influenza A/H1N1:
Da - wie erwähnt - in ca. drei Wochen, die Geburt unseres dritten Sohnes bevorsteht, machen wir uns ein wenig Sorgen wegen der drohenden explosionsartigen Zunahme an Grippefällen sowie einer allfälligen Mutation des Virus. Voraussichtlich werde ich, wenn der Impfstoff erhältlich ist, stillen. So wie es aussieht, wird stillenden Müttern die Impfung vom BAG empfohlen. Sehen Sie hierbei irgendwelche Risiken? Und wie sieht es bei unseren Kindern aus (wobei wir annehmen, dass Säuglinge noch nicht geimpft werden dürfen)? Können Sie uns zu diesem Thema in unserer speziellen Situation irgendwelche Ratschläge nebst der Einhaltung der Hygieneempfehlungen geben?"
Nein, ich sehe kein erhöhtes Risiko für stillende Frauen bei dieser Impfung. Die weitere Entwicklung der Pandemie kann niemand genau vorhersehen und somit werden sich die empfohlenen Massnahmen wohl auch von Zeit zu Zeit ändern. Insofern kann ich ihnen auch keine besonderen Ratschläge über die allgemeinen Hygienemassnahmen hinaus geben.
Alles Gute!
Vielen Dank für die Beantwortung unserer vielen Fragen im Voraus!
Mit freundlichen Grüssen und alles Gute!
von
Prof. Dr. med. Ulrich Heininger
am 23.07.2009