Frage zu Zöliakie, sorry - etwas länger

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch Frage an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch Kinderarzt und Neonatologe

Frage: Frage zu Zöliakie, sorry - etwas länger

Hallo Herr Professor Jorch, mein dritter Sohn wurde am 09.12.2002 in der 30 SSW geboren. Bis auf einige Infektionen, die wie ich denke, im Normalbereich liegen, verlief seine bisherige Entwicklung normal. Mitte September hatte er einen Infekt (Bronchitis/Schnupfen) u. war sehr quengelig, besonders nachts. Nach Abklingen der Infektion blieb die tägliche und nächtliche Quengelei. Der Stuhlgang war in dieser Zeit "breiig". Auf der Suche nach Ursachen ist mir ein- bzw. auf-gefallen, dass ich parallel zu dieser Zeit abends einen glutenhaltigen Brei eingeführt habe. Diesen habe ich sofort abgesetzt u. auf andere glutenhaltige Lebensmittel (z.B. Gläschen mit Nudeln) verzichtet. Sohnemann hat fortan wieder geschlafen u. war tagsüber genauso ausgeglichen wie vorher. Gestern habe ich ihm beim Spazierengehen mehrere kleine Brötchenkrümel zum Essen gegeben. In der folgenden Nacht wurde er dann schreiend wach und ließ sich nur schwer wieder beruhigen. Heute vormittag während des Wickelns kam dann ganz plötzlich eine "knallartige, dünnflüssige, duschstrahlförmige Stuhlentleerung". Er hat bis auf diesen einen Vorfall keinen Durchfall. Wie wird die Diagnostik bei Verdacht auf Zöliakie durchgeführt? Können im Blut Antikörper nachgewiesen werden, wenn über einen längeren Zeitraum glutenfrei ernährt wurde? Weder mein Mann noch ich selbst noch meine beiden Großen haben eine Glutenunverträglichkeit. Vielen Dank fürs Lesen Birgit mit Justus

Mitglied inaktiv - 27.11.2003, 21:45



Antwort auf: Frage zu Zöliakie, sorry - etwas länger

Die Entscheidung zu einer glutenfreien Diät ist eine lebenslange und sollte auf sichere diagnostische Füße gestellt werden. Da reichen Antikörper nicht aus. Die von Ihnen geschilderten Symptome können auch höchstens einen sehr vagen Anfangsverdacht begründen. Andererseits hilft glutenfreie Diät manchmal auch bei Säuglingen ohne Zöliakie. Mein Rat: Machen Sie ruhig einen Versuch mit glutenhaltiger Nahrung und beobachten Sie die Symptomatik. Bei dauerhaften Beschwerden ist der nächste Schritt die Antikörper-Diagnostik. Auch durch molekulardiagnostische Methodik kann der Zöliakie-Verdacht weitgehend ausgeschlossen werden. Für die endgültige Diagnose ist derzeit noch die Dünndarmbiopsie erforderlich.

von Prof. Dr. med. Gerhard Jorch am 01.12.2003