Frage: Zicken und "ich hab dich lieb"

Hallo, meine kleine, gerade 5 geworden ist ein sehr fordernes Kind. Mal abgesehen davon, dass sie in ständiger körperlicher Unruhe ist, zickt sie 15 mal am Tag. jedes mal wenn es nicht nach ihrer Nase geht, geht der Kopf runter, Schippe gezogen und kein Wort mehr. Ab und an kommt sie da schnell wieder raus, aber oft dauert es wirklich lange, bis man sie wieder hat und normal mit ihr reden kann. Dass sie ihren eigenen Kopf hat ist ja toll und auch normal, allerdings empfinde ich es als sehr oft. Die Autonomiephase sollte ja eigentlich vorbei sein. Wann lernt sie, dass man auch mal Kompromisse eingehen muss und es nicht immer alles so laufen kann wie sie möchte. Es geht manchmal wirklich nur um den falschen Stift oder das falsche Glas. Es ist einfach anstrengend und man hat Angst irgendwo hin zu gehen, da wir das halt auch in der Stadt haben oder sogar als wir mal schwimmen wollten. Man lebt in ständiger "Angst" dass man ein brüllendes Kind auf der Straße hat. Auf der anderen Seite, sagt sie mir ständig, wirklich ständig..Mama, ich hab dich lieb.Das ist toll und süss und ich sage ihr es natürlich dann auch, auch so zwischendurch, wir knuddeln, wir spielen.es ist aber auffällig oft, ich habe Angst, dass sie meint dass ich sie nicht liebe habe und sie sich eine Bestätigung holen muss?! Wenn es relevant ist, ich bin alleinerziehend und alle 2 Wochen ist Papa WE worauf sie sich immer sehr freut.

von Akira am 07.01.2021, 09:45



Antwort auf: Zicken und "ich hab dich lieb"

Guten Tag, das Verhalten Ihrer Tochter ist kein Hinweis darauf, dass Ihre Tochter sich nicht genügend geliebt fühlt. Im Gegenteil ist sich Ihre Tochter diesbezüglich so sicher, dass sie es wagt, Grenzen zu testen und mit Ihnen darum zu kämpfen. Schmollen ist da ein beliebtes Mittel, genauso wie "Auftritte" in der Öffentlichkeit, weil fitte Fünfjährige ganz genau wissen, dass sie die Eltern damit ganz schön unter Druck setzen. Möglicherweise ist Ihre Tochter aber noch nicht so ganz sicher, dass Sie das Machtstreben Ihrer Tochter in Konfliktsituationen gut aushalten. Deshalb bestätigt Sie Ihnen so oft, dass sie Sie liebhabe. Das stimmt ganz gewiss und soll die Versuche, sich durchzusetzen abmildern. Es ändert aber nichts daran, dass Kinder ausprobieren müssen, wie sie mit Macht und Grenzen umgehen. Das ist ein notwendiger Entwicklungsschritt, bei dem Kinder sowohl Erfolg haben müssen als auch lernen müssen sich anzupassen. Wie so oft hilft auch hier möglichst viel Gelassenheit. Das ist nicht immer leicht zu schaffen für Eltern. Aber machen Sie sich klar, dass Sie als Erwachsene sich nicht vom Verhalten eines kleinen Kindes erschüttern zu lassen brauchen. Kinder müssen ja erst lernen, mit ihren Launen oder unterschiedlichen Stimmungen umzugehen und sich davon nicht zu sehr bestimmen zu lassen, bzw. unangenehme Stimmungen zu überwinden. Dazu brauchen sie die Unterstützung der Eltern. Sie könnten z.B. das Schmollen mehr ignorieren und sich bei einer Fünfjährigen nicht mehr so verantwortlich dafür fühlen, das Schmollen aufzulösen. Das kann Ihre Tochter schon zunehmend alleine. Das können Sie ihr auch ganz ruhig erklären."Komm doch einfach wieder, wenn Du Dich beruhigt hast." oder auch "Dass Dir das nicht zu anstrengend ist, Dich wegen eines falschen Glases so aufzuregen." Sie werden sich ja dann freuen, wenn Ihre Tochter mit besserer Laune zu Ihnen zurückkommt und sich auf lange Sicht zunehmend weniger aufregt. Dann kann Ihre Tochter erfahren, dass ihre Stimmungen Sie nicht so beeinflussen. Sie merkt aber auch, dass Sie sich darüber freuen, wenn es ihr allmählich gelingt sich besser selbst zu regulieren. Mit Fünfjährigen kann man vieles auch schon altersgerecht besprechen. Das können Sie auch in Bezug auf solche schwierigen Situationen immer wieder mit Ihrer Tochter machen, möglichst nicht im Konflikt. Dann sind Kinder nicht mehr einsichtsfähig aber vorweg nehmend oder im nachhinein. Dann kann Ihre Tochter sich ernstgenommen fühlen und auch schrittweise ihre (kleine) Verantwortung für die Gestaltung von Situationen erkennen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 07.01.2021