Wie wirkt es sich auf meine Tochter aus, wenn ich sie abgebe?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Wie wirkt es sich auf meine Tochter aus, wenn ich sie abgebe?

Lieber Doc Nohr, Ich gehe einmal die Woche zur Rückbildungsgymnastik. Währenddessen wird meine Tochter (4,5 Monate) zusammen mit zehn weiteren Babys ihres Alters von zwei älteren Damen für diese Stunde betreut. Vor allem eine erscheint mir recht grob. Letztes Mal hatte ich sie schlafend im Nebenraum gelassen, wurde dann aber von den Damen geholt. Sie war wohl nicht zu beruhigen und als die Dame mit ihr im Arm aber in der Tür stand, war sie ganz blass und hatte einen leeren Blick (vllt auch noch müde?). Sie hat sich auch nicht gefreut mich zu sehen. (Ergänzend: Vor etwa zwei Wochen hat sie schrecklich geweint, als sie meinen Mann gesehen hat. Wir haben es als Fremdeln interpretiert u. ich habe sie schnell getröstet. Das hat sich schnell gelegt, er hat sich toll gekümmert.). Nun bin ich sehr verunsichert und möchte eigentlich gar nicht mehr in die Gymnastik gehen, weil ich Angst habe, dass meine Abwesenheit ihr schaden könnte. Ähnlich war es auch, als ich einmal im Kino war und mein Mann auf die Kleine aufgepasst hat. Welche Auswirkungen hatte dieses Abgeben auf meine Tochter? Habe ich ihr damit geschadet? Ist dieser Schaden irreversibel? Oder kann ich es wieder „gutmachen“? Sollte ich mir besser einen anderen Rückbildungskurs suchen? Wie wäre es, wenn ihre Oma (bekannt, sieht sie etwa 1-2x montl.) so lange auf sie aufpasst? Danke für Ihre Rückmeldung!

von AmandaDell am 22.10.2019, 10:54



Antwort auf: Wie wirkt es sich auf meine Tochter aus, wenn ich sie abgebe?

Hallo, es ist natürlich schwierig, sein Kind in einer Obhut zu lassen, der man nicht vertraut. Wenn ein Kind weint, nicht beruhigbar ist und dann zur Mutter kommt, ist sicher noch nichts Dramatisches passiert. Es wäre aber sicher eine Hilfe für Sie und Ihr Kind, da eine andere Absprache zu finden (z.B. sich schneller melden). Die Oma ist bei dieser Frequenz sicher nicht vertraut, aber vielleicht für Sie beruhigender. In diesem Alter ist fremd und bekannt noch nicht so deutlich unterschieden, das kommt noch. Aber es kann visuelle Wahrnehmungen geben, die in dem Moment erschrecken. Das kann auch der Vater sein, der eigentlich vertrauter ist, in dem Moment aber anders gesehen wird. Auch die Kino-Situation, bei der Sie ja einige Stunden weg waren, muß keine Nachwirkungen haben. Ihr Kind war zwar unglücklich, weil die vertrauteste Person nicht da war, aber es war die zweit-vertrauteste Person da, Ihr Kind also nicht "verlassen". Man wird diese Situationen nie ganz vermeiden können (und müssen), aber man sollte sie so gestalten, dass genügend Sicherheit (zeitlich, personell) da ist. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 22.10.2019