Wie am besten damit umgehen/helfen?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Wie am besten damit umgehen/helfen?

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, ich habe eine Frage zu unserem 11jährigen Sohn. Bei ihm ist es phasenweise so, dass er zum Kindergartenkind wird und sich dann durch herumhüpfen, sehr kindlicher Art nicht altersentsprechend verhält. Z.B. passt er sich dann in seiner Schule eher den Kindern in der Klasse unter ihm an, anstatt seinen Alterskollegen, das diese wiederum nach und nach nervt. Das war auch schon in den vorigen Klassen manchmal so. Woher kommt das? Er hat es sich schon mit dem ein oder anderen Kind etwas verscherzt, vor allem mit wirklich netten Kindern, weil er dann teilweise etwas anstrengend wird. Ich habe schon versucht, in solchen Situationen mit ihm zu reden, er meinte, es macht ihm einfach Spaß. Andererseits ist er ein sehr guter Schüler, sehr vernünftig, hilfsbereit und von seinem Wissen her eher über seinem Alter. Er kann sich auch sehr gut und altersentsprechend benehmen, wenn er möchte und das tut er auch oft. Mir scheint, als kommen diese Phasen eher dann vor, wenn er grad auch mehr schulischen Stress hat oder es mal (normalen) Streit in der Schule unter Kindern gab. Woher kommen diese Phasen zwischendurch? Wir finden es schade, wenn er dadurch bestehende Freunde vergrault und in solchen Zeiten ist es auch für uns sehr anstrengend, weil er zu Hause ebenfalls so ist. Woran kann das liegen? Vielen Dank für Ihre Meinung!

von aines77 am 18.12.2018, 22:15



Antwort auf: Wie am besten damit umgehen/helfen?

Hallo, grundsätzlich gilt, dass Kinder ihre Freunde auf ihre Weise finden müssen (und das sind nicht immer die, die wir nett finden). Es kann sein, dass er seine Altersgruppe sozial für sich als zu anstrengend erlebt, in sozialen Leistungsstress kommt, was bei Jüngeren nicht der Fall ist. Gerade wenn er kognitiv schon sehr weit ist, erwartet man auch sozial und emotional oft, dass er da ähnlich weit sei. In der Psychotherapie mit Kindern habe ich es immer wieder erlebt, mit wie viel Freude sie Dinge taten, die man eher bei Jüngeren erwartet hätte. Dieses regressive Bedürfnis klein sein zu dürfen (besser kennen wir oft das schon größer sein wollen) gehört zur kindlichen Entwicklung und hat, wenn es nicht entwertet wird, immer wieder auch eine wichtige stabilisierende Funktion. Wenn Sie dieses Verhalten bemerken, können Sie es akzeptieren und positiv ansprechen oder auch Spiele vorschlagen, die dieses Verhalten ohne Scham und Ärger möglich machen. (Ich habe oft mit 10-13j. Playmobil-Geschichten gebaut, in denen sie ihre Probleme in Szene setzen konnten). Wenn Sie sehen, dass er durch sein Verhalten in sozialen Stress kommt, können Sie das sehr wohl mit ihm besprechen, aber immer in der fragenden Weise (ich habe den Eindruck dass...., kann es sein dass.... usw.) das Gespräch anbieten. Besserwisserei, Rat-Schläge usw. sind kontraproduktiv. Wohlwollend begleiten, weder ziehen noch drücken, wäre ein guter Weg. Wieder sind es weniger Vorschläge als Hinweise auf eine Haltung. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 19.12.2018