Tochter wird ausgeschlossen

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Tochter wird ausgeschlossen

Meine Tochter ist sehr offen und selbstbewusst. Trotzdem ist es seit längerer Zeit sehr auffällig, dass in Gruppen mit 3 - 7 Kindern immer meine Tochter diejenige ist, die nicht mitspielen darf. Einige Kinder ärgern sich sogar sehr darüber, dass sie überhaupt da ist. Sie findet dann schon immer wieder jemanden zum Spielen oder wenn sich die Gruppen auflösen, dann spielt jemand mit ihr. Die Kinder fragen dann auch ob sie zu ihr zum Spielen kommen können - wobei sie 5 min. vorher noch meinten sie nervt und soll gehen ... Es kommen auch Kinder zum Spielen zu uns und meine Tochter wird auch zu anderen nach Hause eingeladen, aber deshalb versteh ich noch weniger warum immer sie nicht mitspielen darf. Das wird mit keinem anderen Kind im Kindergarten gemacht. Ich bin echt ratlos, ich könnte weinen wenn sie mir sowas erzählt oder ich es selber mitbekomme. Sie sind teilweise richtig gemein, alle laufen weg wenn sie kommt oder sie sagen ihr sie soll gehen, sie mögen sie nicht. Und alle helfen zusammen. Was kann man tun? Sogar meine Tochter hat mich schon gefragt was sie tun soll, aber ich weiß keinen Rat.

von TanteTee am 02.07.2020, 21:38



Antwort auf: Tochter wird ausgeschlossen

Hallo, als KiGa-Kind wird Ihre Tochter zwischen 3 und 6 Jahren alt sein. Ich habe schon mehrfach geschrieben, dass die häufige Annahme, die Kindergartenzeit sei das reinste Glück, nur spielen und nichts tun, ein großer Irrtum ist. Die Kinder müssen sich auf oft schwierige Weise und durch die verschiedensten Erfahrungen soziale Kompetenz aneignen, die sie kontakt- und gruppenfähig macht. Andere Kinder sind in der Regel keine Hilfe und oft hart und abweisend, was meist nicht vorhersehbar ist. All das macht die KiGa-Zeit aus sozialpsychologischer Sicht auch zu einer anstrengenden Entwicklungszeit. Konkret könnte ein erster Schritt sein, die Situation mit den ErzieherInnen zu besprechen. Die erleben das konkret, sind emotional nicht verclincht, und können so am ehesten korrigierend eingreifen. Zu Hause würde ich sie eher erzählen lassen, eigene Wege und Möglichkeiten finden lassen, um ihr das Gefühl zu ermöglichen, selbst Lösungen finden zu können. Das stärkt das Gefühl der eigenen Kompetenz mehr, als schon wieder Tips/Hilfen zu brauchen. Insgesamt geht es auch hier um stärken und ermutigen, damit negative Erfahrungen nicht so prägend werden müssen. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 03.07.2020