Schrei- bzw. Panikattacke

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Schrei- bzw. Panikattacke

Hallo, unsere knapp 3 jährige Tochter hat immer wieder aus heiterem Himmel Panikattacken mit schrillen Schreien. Sie steigert sich rein, Versuche sie zu beruhigen schlagen fehl. Die Panik ist in ihrem Gesicht zu sehen mit rotem Gesicht und starren Augen die durch uns durch gucken. Panik hat sie vor einem Handtuch was sich bewegen könnte, einer offenen Tür der Waschmaschine. Für uns ohne sichtbaren Grund. Was können wir tun? Sie begleiten und streicheln dürfen wir sie nicht. Ebenso wenig hört sie zu wenn wir ihr erklären das es nichts gibt wovor sie Angst haben muss. Wir sind ratlos.

von hippo02 am 26.03.2019, 21:21



Antwort auf: Schrei- bzw. Panikattacke

Hallo, Ihre Tochter befindet sich in einem Entwicklungsstadium das wir auch magische Phase nennen. Das bedeutet, dass die Dinge nicht nur ihre reale Bedeutung haben, sondern in der Phantasie etwas ganz anderes darstellen können. So kann das sich bewegende Handtuch ein Geist sein, die offene Tür der Waschmaschine ein gefährlicher Höhleneingang usw.. Das ist nicht dauerhaft so, kann aber immer wieder, ausgelöst durch Erfahrenes oder Gehörtes, aktualisiert werden. In diesen akuten Situationen ist es wichtig dabei zu bleiben und, soweit möglich, zu beruhigen. Erklärungsversuche sind in diesem Moment wenig hilfreich und können gar nicht verstanden werden. Aber wenn die Situation vorbei ist, ist es gut, die reale Situation zu beschreiben und zu erfragen, was die Tochter denn wahrgenommen hat. Nicht, damit die Tochter Ihres versteht, sondern damit sie eine Gegenrealität zu ihrer Phantasie erfährt. Es reicht völlig, Ihre eigene Wahrnehmung zu beschreiben, ohne aber die Wahrnehmung des Kindes in Frage zu stellen. Höchstens in der Form "komisch, das habe ich gar nicht gemerkt, ich habe nur.....". Nur wenn Ihr Kind das Gefühl hat, dass Sie auch ihre Wahrnehmung ernst nehmen, können Sie ein Gegenüber sein, dem man vertrauen kann. Sich ausserhalb der konkreten Situation ein wenig auf die Phantasie-Welt des Kindes einlassen ist spannend und beziehungsfördernd. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 27.03.2019