Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, vergangenen Mittwoch musste ich unsere Katze nach einem Schlaganfall einschläfern lassen. Mein fast sechsjähriger Sohn war dabei, als wir sie in die Tierklinik brachten, und auch, als ich die tote Katze wieder abholte, um sie bei uns zu beerdigen. Er wollte sie nochmal sehen, hat sie sogar gestreichelt, ihr ein Kuscheltier mitgegeben und mir beim Begraben geholfen. Gesten hat er mich beim Weinen erwischt (ich hing wirklich sehr an ihr, sie war 15 Jahre alt und die Katze meiner verstorbenen Mutter), da hat er mich getröstet und gesagt, er ist auch traurig, weint aber nicht weil er weiß, dass es ihr jetzt gut geht.
Und heute sagt er aus heiterem Himmel beim Abendessen: "Weißt du, warum ich die P. immer so sekkiert habe?" (Ich hab ihm wohl tausendmal gesagt, er soll sie nicht immer wecken, wenn sie schläft) - "Weil ich sie so lieb hatte, dass ich wollte, dass sie stirbt."
Er konnte mir nicht sagen, warum er das gesagt hat.
Ist das noch normal, oder ziehe ich einen Psychopathen auf? Ich kann das überhaupt nicht einordnen und bin total schockiert, noch dazu, weil er ja weiß, wie sehr ich diese Katze vermisse.
Haben Sie eine Erklärung?
Suwa
von
suwa
am 01.06.2020, 22:09
Antwort auf:
Haustier verstorben, eigenartige Reaktion
Hallo,
könnte es sein, dass Ihr Sohn schon öfter mitbekommen hat, dass die Katze alt ist und evtl. bald sterben wird? In seiner Wahrnehmung könnte das heißen, dass der Tod für die Katze ein Segen ist. Für Kinder in diesem Alter ist der Tod ja noch viel mehr ein Teil des Lebens und oft eine Erlösung, während die meisten Erwachsenen Angst vor dem Tod haben.
Auch wenn Sie schockiert sind, sollten Sie nicht aus einer Situation das Vertrauen in Ihren Sohn in Frage stellen. Kinder erleben, fühlen und phantasieren noch ganz anders und das muß man vor Bewertungen berücksichtigen. Ein offenes Gespräch (kein vorwurfsvolles) ist da oft hilfreich.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 02.06.2020
Antwort auf:
Haustier verstorben, eigenartige Reaktion
Sehr geehrter Herr Dr. Nohr,
Ich habe ihm schon erklärt, als der Tierarzt anrief und angesichts des Befundes des MRs die Euthanasie empfahl, dass sie jetzt sterben muss, aber dass es ihr gut gehen wird, weil auf der anderen Seite schon die Großmama sehnlichst auf sie wartet und mit ihr kuscheln will.
Dass sie bald sterben könnte, haben wir nie besprochen, sie war ja gesund und ich hatte die Hoffnung auf weitere drei, vier Jahre. Allerdings habe ich ihn sehr oft geschimpft, weil er sie ständig aufgeweckt hat, wenn sie auf der Couch schief. Kann schon sein, dass ich gesagt habe, dass sie schon alt ist. ("Sekkiere nicht die Katze!" oder "Lass die Katze in Ruh!" - das sind schon meine Worte, die da durchkommen.)
LG und danke!
Suwa
von
suwa
am 02.06.2020, 13:37
