Harndrang Psychosomatisch?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Harndrang Psychosomatisch?

Guten Morgen, meine fast 5 jährige Tochter hat seit 5 Wochen ständigen Harndrang, oft kommt auch gar nichts. Urin ist ok. Der Kinderarzt sagt evtl ist es psychisch. Nun sagt sie sie möchte nicht in den Kindergarten. Es kommt oft vor das andere Mädchen sagen du bist nicht mehr meine Freundin. Sie nimmt sich das so zu Herzen das sie zuhause weint. Ebenso wenn ihre Zwillingsschwester (zweieiig) mit anderen Kindern spielt will sie sofort auch dabei sein (laut Erzieherin), was oft nicht von ihrer Schwester gewollt ist. Sie sagt morgens schon bitte Spiel heute mit mir. Ebenso weint sie wenn ihre Schwester sich weh tut und redet sehr oft über den Tod. Ich kann mir nicht erklären warum sie auf einmal so ist. Es gab keine Änderung zuhause etc. Und dieser Harndrang ist für uns alle sehr belastend, 20-30x am Tag. Wie schätzen Sie die Situation ein? Einen Termin beim Kinderpsychologen haben wir erst im November. Vielen Dank im voraus.

von jessie0305 am 25.06.2019, 09:08



Antwort auf: Harndrang Psychosomatisch?

Hallo, die Blase ist in der Tat ein Organ, dass für psychische Befindlichkeiten und Schwankungen sehr empfänglich ist. Allerdings läuft das alles unbewusst ab, ist also von Ihrer Tochter nicht zu steuern. Ziel dieser Auffälligkeiten ist in der Regel, das Interesse und die Zuwendung der wichtigen Bezugspersonen zu bekommen. Aus Ihrer Beschreibung wird ja auch sehr deutlich, dass Ihre Tochter unter der Situation leidet (weniger, wenn sie im positiven Kontakt ist) und keine ausreichenden sozialen Mechanismen kennt, um da herauszufinden. Es könnte also gut sein, dass die "Auffälligkeit" zu dem verhilft, was alleine nicht geschafft wird, der Hintergrund kann also ein psychischer sein. Dann könnte es hilfreich sein, das Selbstwertgefühl dadurch zu verbessern, indem Sie mit Ihrer Tochter Lösungen für solch sozial schwierige Situationen suchen. Wenn das Beschriebene von Ihnen als Problem erkannt und akzeptiert ist, also keine Vorwürfe oder schnellen Handlungstips vorherschen, kann man gemeinsam solche Situationen besprechen und eigene (auch von der Schwester unabhängige ) Lösungen finden. Positive Erfahrungen, Erfolgserlebnisse, das Gefühl es selbst zu schaffen, sind die besten Hilfen. Wenn das gelingt, kann der Termin beim Kinderpsychologen sogar überflüssig werden (aber bitte nicht zu früh absagen!) Viel Erfolg. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 25.06.2019



Antwort auf: Harndrang Psychosomatisch?

Kurzer Nachtrag: teilweise wenn wir uns intensiv mit ihr beschäftigen geht sie nicht ganz so häufig, ebenso nachmittags wenn sie verabredet ist. Zuhause, Kindergarten, wenn wir unterwegs sind (was wir echt schon eingeschränkt haben), ist es das gleiche das sie ständig das Gefühl hat zu müssen.

von jessie0305 am 25.06.2019, 09:11