Bindungsverwirrung oder Loslösung?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Bindungsverwirrung oder Loslösung?

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, unser Sohn ist 13,5 Monate alt. Mein Mann hatte 5 Monate EZ, hat dann 7 Mo gearbeitet und hat nun erneut 2 Monate EZ. Wir haben immer alle Aufgaben geteilt, beide haben alles gemacht. Als er wieder arbeitete (Homeoffice) ist er mit unserem Sohn morgens aufgestanden und hat ihn bis zum Arbeitsbeginn betreut, dann habe ich ihn übernommen und den Tag bis zum Feierabend verbracht (9 Stunden), ab Feierabend hat er mit ihm gespielt, oder wir drei zusammen. Um den 10. LM herum begann er nur noch seinen Vater freudig anzustrahlen, mich jedoch nur noch selten. Seitdem mein Mann in seiner 2. EZ ist, stehen wir morgens immer abwechselnd mit unserem Sohn auf, da er noch immer etwa alle 1,5 h wach wird. Die Betreuung ist wieder 50/50 aufgeteilt. Seit etwa einem Monat nun sagt er nur noch "Papa", sogar beim Stillen, und lässt sich auch nur noch von ihm in den Schlaf begleiten. Noch immer strahlt er seinen Papa extrem an und beobachtet ihn viel, mich hingegen selten. Manchmal verlangt er aber auch explizit, von mir auf den Arm genommen zu werden, kratzt, kneift und beißt mich dabei jedoch häufig. Unser Sohn quengelt viel und wirkt unzufrieden. Trösten können wir ihn beide. Die Situation macht mich sehr traurig. Unsere Frage ist nun: Liegt eine Bindungsverwirrung auf Grund der 50/50-Betreuung vor? Oder handelt es sich um die Loslösung? Und wie sollen wir jetzt weiter vorgehen? Danke für Ihren Rat!

von Nele321 am 14.12.2020, 09:47



Antwort auf: Bindungsverwirrung oder Loslösung?

Hallo, Sie können davon ausgehen, dass Ihr Sohn eine gute und stabile Bindung zu ihnen beiden hat. Dafür spricht das von Ihnen Beschriebene. Auf diesem Boden gibt es aber Verhaltensunterschiede, die auch das Kind bemerkt und "bewertet". Allerdings wertet Ihr Sohn Sie nicht ab, sondern er bevorzugt in bestimmten Situationen die Umgangsform des Vaters. Die Zuneigung zu einem Elternteil ist keine Abwendung vom anderen ! Und in schwierigen Situationen können beide beruhigend wirken. Diese Erfahrung führt leider manchmal dazu, dass Eltern in einen (geheimen) Wettbewerb um die Gunst des Kindes eintreten. Das ist dann sehr verwirrend und auch verunsichernd für das Kind, da die Eltern sich dafür "verstellen". Erlauben Sie Ihrem Sohn, auf dem Boden dieser sicheren Bindung zu beiden Eltern, seine Präferenzen in bestimmten Situationen zu haben und freuen sich eher an der guten Vater-Sohn-Beziehung (und umgekehrt). Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 15.12.2020



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