S.g. Herr Dr. Posth! Danke f Ihre Antwort. Leider ist es schwierig in 1000 Z alles zu erklären. Mir ist klar dass die Ethnopsychologie noch in den Kinderschuhen steckt. Habe alle Ihre Beiträge zu Bindungsverwirrung gelesen. Da jede Situation einzigartig ist fand ich keine 100% igen Antworten. Würde mich sehr über Ihre Meinung zu unserer Situation (ca. 70-30% Kinderbetreuung dr Mama u Papa, wobei wir oft (morgens, mittags, abends, WE) zu dritt sind, siehe http://www.rund-ums-baby.de/entwicklung/Bindungsverwirrung-durch-Mama-UND-Papabetreuung_44343.htm) interessieren. Nach 8 M sehr häufigem Aufwachen nachts wurde er vor 1 M erfolgreich u problemlos nachts abgestillt (wie definieren sie eigtl 'nachts' re nächtliche Brustentwöhnung?)u seit dem übernimmt mein Mann auch das zubettbringen u zZ das Trösten nachts. Bis dato dachte ich wir sind sehr privilegiert, weil unser Sohn seinen Papa nicht nur abends sieht! Was f Folgen/Auswirkungen hat eigtl eine Bindungsverwirrung? Vielen Dank!
von
ullima
am 14.03.2011, 08:33
Antwort auf:
Was für Folgen hat eine Bindungsverwirrung?
Stichwort: emotionale Integration
Hallo, wie ich auch Ihnen sicher schon gesagt habe und dabei berufe ich mich hauptsächlich auf das Forscherehepaar Prof. Grossmann aus Regensburg versucht der Säugling der Bindungsverwirrung zu entgehen, indem er eine Bindungshierarchei aufstellt. Das tut er intuitiv und spontan, denn Nachdenken über seine Lage und Situation kann er nicht. Beispiele für dieses selbstschützende Verhalten gibt es genug, auch in meinem Beobachtungsbereich.
Warum der Säugling überhaupt die feste 1. Bezugsperson braucht, ist schwer zu erklären. Da kann man einstweilen nur spekulieren. Ich vermute aber, das es die Kontinuität ist und die Regelmäßigkeit im Verhalten dieser einen Person ist, die der Säugling braucht. Der Säugling richtet sich nach der Person, die immer für ihn da ist und die alle seine Bedürfnisse schnellst möglich erkennt und befriedigt wie die Blume nach der Sonne. Für dieses Angebot und diese Leistung vergibt der Säugling sein Vertrauen und verschenkt seine Anbindungsfähigkeit, um nicht zu sagen Liebe. Zwei Menschen völlig gleich zu lieben ist selbst für einen erwachsenen Menschen schwierig, für einen Säugling und ein Kleinkind unmöglich. Aus dieser Liebe soll aber ein lebenslanges Band erwachsen, und dafür muss ein möglichst ungebrochenes Urvertrauen entstehen. Allein darum geht es in der Bindung.
Das bereitwillige Aufgehen des Säuglings in der Bezugsperson (Mutter-Kind-Dyade) fällt heute unter den Begriff der Container-Funktion der Mutter als Hauptbezugsperson. Wie immer man diesen Begriff findet, in zwei Container gleichzeitg passt ein Mensch nicht gut.
In meiner Vorstellung kommt noch ein Weiteres dazu. Das Urvertrauen, die sichere Bindung, die einfühlsame und zuverlässige Bedürfnisbefriedigung des Säuglings macht es möglich, dass aus seinem ungerichteten Antrieb zu denken und zu handeln als Naturprinzip (Drang) eine Fähigkeit zum willentlich gesteuerten Handeln wird. Das nenne ich emotionale Integration. Auch das gelingt mit einer Person besser als mit zweien, die sich möglicherweise in Vielem widersprechen. Erst in der Loslösung ist dieses Widersprechen dann wichtig für die Entlassung aus der Mutter-Kind-Dyade und die Weiterentwicklung zur Selbstständigkeit. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 18.03.2011