Anliegen

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Anliegen

Sehr geehrter Herr Dr Nohr, meine Tochter (18 Monate alt) hat es bis vor ca. 2 Monate geliebt Zähne zu putzen. Sie hat sogar an einigen Tagen bis zu 8x putzen wollen. Auf Empfehlung einer Ärztin haben wir ihr eine elektrische gekauft Altersempfehlung lt.Verpackung 3 J. Anscheind gilt es nur wenn die alleine putzen, damit sie nichts verschlucken. Das hat sie gemocht, da wir auch eine haben. Obwohl nichts vorgefallen ist - möchte sie auf keinen Fall mehr Zähne putzen nicht mit der neuen und nicht mit der alten Zahnbürste. Sie schreit, schimpft, weint, dreht den Kopf weg, wenn ich sie trage und Richtung Bad entreißt sie sich von mir. Trinken und essen wie immer. Gibt es solche Phasen? Und was soll ich machen? Trotzdem gegen Ihren Willen weiter putzen? Habe Angst, dass sie ich d.Vertrauen zu mir oder Bindung zerstöre. Sie schreit fürchterlich und wehrt sich. Egal, ob spielerisch, mit Kinderlieder, als Familie alle zusammen, Zeitpunkt wenn sie gut drauf ist...alles versucht. Keine Wunde im Mund und nichts vorgefallen. Ich weiß echt nicht weiter...zu einem müssen wir ihre Zähne putzen zum anderen ist das immer gegen ihren Willen. Sie steigert sich so rein, dass ihr Mund/ Lippen sogar blau werden. Ich verstehe es einfach nicht..hat sie immer so gerne gemacht. Anfangs dachte ich mir vielleicht weil 2 Zähnchen kommen aber 2 Monate schon? Vielen Dank für Ihre Einschätzung /Hilfe

von Loredana2018_ am 16.03.2020, 07:03



Antwort auf: Anliegen

Hallo, solche Phasen gibt es immer wieder und oft bleibt unklar, was sie ausgelöst hat. Sie sprechen mit Ihrer Frage ein wichtiges Thema an, nämlich das Verhältnis von durchsetzen und gewähren lassen in der Autonomiephase (s. auch den Text zum Trotz auf dieser Seite). Da gibt es keine ja-nein Antwort drauf, sondern es bedarf einer Lösung, die beiden Zielen ausreichend gerecht wird. Das bedeutet, dass man das Bedürfnis des Kindes, so wenig "sinnvoll" es zu sein scheint, versteht und ernst nimmt. Ziel ist ja nicht, dass Ihr Kind Anordnungen klaglos erfüllt, sondern mit der Zeit lernt, dass Ihre Hinweise nützlich und hilfreich sind. Wenn Sie nur durchsetzen, brechen Sie oder verstärken die Oppsosition, Beides ist schlecht für die Entwicklung und die Beziehung. Wenn Sie verstehen und auch mal "zurückstecken" ( es ist nicht schlimm, wenn sie mal die Zähne ein paar Tage nicht putzt,; bei anderen Situationen ist eine andere Klarheit nötig) erlebt Ihr Kind eine ganz andere Akzeptanz. Das bedeutet eben nicht alles laufen zu lassen, sondern die richtige Mischung aus beiden Bedürfnissen zu finden. Denn die Autonomiewünsche Ihres Kindes starten erst und man kann da wirklich eine Menge Verunsicherung und Distanzierung bewirken. Ich wünsche Ihnen für diese Wegstrecke genügend Geduld und Einfühlung. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 16.03.2020