Ängste seit Schulbeginn

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Ängste seit Schulbeginn

Sehr geehrter Herr Mohr, unser Sohn ist Ende September 6 geworden und seit August Schulkind. In der Schule klappt alles sehr gut und er fühlt sich wohl. Neu ist (und wir wissen nicht damit umzugehen), dass er nicht mehr zu Freunden zum Spielen möchte. Auf einmal hat er Trennungsangst entwickelt. Auslöser waren "Bauchschmerzen" die er bekam, als er im Oktober das erste Mal bei einem neuen Schulfreund in dessen (für unseren Sohn unbekannten) zu Hause war und auf die Toilette musste, dort aber nicht gehen wollte. Er traut sich grundsätzlich kaum, sein großes Geschäft außerhalb unseres Hauses zu verrichten und hält lieber ein, was Bauchweh zur Folge hat. Aber nun mag er auch zu lange bekannten Kindern nicht mehr alleine gehen, sogar zu Kindergeburtstagen will er nicht alleine. Er ist schon immer ein zurückhaltendes Kind gewesen, so aber kennen wir ihn nicht. Wie können wir ihm helfen? Über eine kurze Antwort würden wir uns sehr freuen, viele Grüße, wbm

von wildebackmaus am 29.10.2019, 08:36



Antwort auf: Ängste seit Schulbeginn

Hallo, dieses Phänomen ist gar nicht so selten. Viele Kinder vermeiden es, in der Schule oder bei Freunden die Toilette zu besuchen. In der Schule sind es häufig die schlechten Erfahrungen mit schmutzigen Toiletten, aber das ist keine ausreichende Erklärung. Die Kinder erleben gerade den Stuhlgang als sehr intime und verletzliche Angelegenheit, bei der sie sich nur zu Hause sicher genug fühlen. Das ist bei zurückhaltenden Kinder noch ausgeprägter als bei anderen. Schade ist es, wenn deshalb die Sozialkontakte leiden und er sich da einschränken muß. Ich würde das Thema mit ihm fragend ansprechen. Was genau ist schwierig, welche Sorgen löst das aus, welche Ängste gibt es? Es ist wichtig, sich dies offen anzuhören und nicht gleich Gegenargumente und Vorschläge anzubringen. Erst wenn die Kinder das Gefühl haben, da wirklich verstanden und nicht abgewertet oder verlacht zu werden, sind sie auch für Lösungsschritte offen. Allerdings kann es sein, dass sich das erst wesentlich ändert, wenn er in ein anderes Entwicklungsstadium kommt, in dem diese Besetzung des Analen (so nennt man die Gewichtung von Körperregionen) sich verändert. Auf jeden Fall ist es nichts, was man schnell mit Begründungen oder Bewertungen verändert, sondern was Verständnis und Akzeptanz, und manchmal auch konkrete Lösungshilfen braucht (z.B. vor dem Besuch die Toilette besuchen, wenn möglich kurz nach Hause kommen usw.). Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 29.10.2019