Abstillen

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Abstillen

Sehr geehrter Dr. Nohr, Ich bin stolze Mama eines 13Monate alten Sohnes. Mein Kleiner ist ein absolutes Mama-Kind und ist sehr anhänglich. Die ersten 6Monate konnte er nur stillend auf meinen Armen ein- und weiterschlafen. Er wird immer noch von mir in den Schlaf gestillt und auch mehrmals in der Nacht um wieder in den Schlaf zu finden, da er ein sehr unruhiger Schläfer ist. Da mein Mann sehr in den vergangenen Monaten gearbeitet hat, habe ich mich ausschließlich um den Kleinen gekümmert. Mein Sohn bleibt auch mit seinem Papa, aber sobald ich im selben Raum bin, will er nur noch zu mir. Das gleiche gilt für meine Mama und Schwester. Ich muss aber zugeben, dass ich ihn sehr selten für max. 1Stunde bei Ihnen gelassen habe. Seine Freude war jedesmal riesig wenn ich wieder da war. Er umarmt mich so oft tagsüber ganz fest! Nun hat das ganze Stillen nach 13Monaten mich wirklich ziemlich körperlich geschafft, und ich würde gerne abstillen, jedoch befürchte ich, dass mein Sohn das nicht so einfach hinnehmen wird. Haben Sie Tipps für mich, wie ich das ganz schonend machen kann? Stillen bedeutet ja nicht nur Nahrungsaufnahme sondern viel mehr. Haben Sie auch einen Tipp für mich wie ich lernen kann, nicht zu sehr an ihm zu klammern? Denn ich lassenden Kleinen ungerne wo anders. Ich habe dann ständig ein ungutes Gefühl obwohl obwohl ich den Personen meinem Mann, meine Mama und Schwester sehr vertraue!

von TAL0211 am 10.12.2019, 00:16



Antwort auf: Abstillen

Hallo stolze Mama, zum Thema abstillen konkret gibt es ja einige andere Foren. Deshalb gehe ich mehr auf das zweite Thema ein. Es ist seelisch keine leichte Aufgabe, nach 9 Monaten Schwangerschaft und einem so intensiven ersten Jahr zu akzeptieren, dass diese innige symbiotische Beziehung nicht so bleiben kann. Man nennt es auch Schwellensituationen, das sind Momente, in denen sich das Kind (notwendigerweise) entfernt (Loslösephase, KiTa, KiGa, Schule usw.). Das heißt, Sie dürfen erstmal akzeptieren, dass das nicht einfach ist, manchmal sogar schmerzlich. Es geht etwas verloren, was in seiner Intensität nicht häufig im Leben stattfindet. Auf der anderen Seite, und das ist die positive Erfahrung, sehen Sie eine Entwicklung zu einer zunehmenden Selbstständigkeit und das ist die Freude. Zu sehen, wie Ihr Kind Schritt für Schritt seinen Weg nimmt.("Wenn sie klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie groß sind, gib ihnen Flügel) Das beschreibt den Weg. Es bleibt oft ambivalent, aber die Entwicklung zu sehen, erleichtert diese Ablösungsschritte. Wenn Sie sich das bewusst machen, dann wird Ihre Freude vor allem darin bestehen zu sehen, wie Ihr Kind ins Leben geht, in jedem Alter anders. Und dann können Sie das leichter umsetzen und auch andere Kontakte positiv/fördernd ansehen. (Und dann kann das Abstillen/reduzieren ein gemeinsamer Schritt sein). Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude miteinander. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 10.12.2019