Frage im Expertenforum Gestärkt durch die Kinderwunschzeit an Dipl.-Psych. Miriam Hartz:

Selbstvorwürfe

Dipl.-Psych. Miriam Hartz

Dipl.-Psych. Miriam Hartz
Systemische Paar- und Sexualtherapeutin,
Zertifizierte Kinderwunschberaterin (BKiD)

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Frage: Selbstvorwürfe

Junona

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Guten Tag!  Ich weiß nicht, ob es ein Normalzustand ist, dass man sich Vorwürfe macht nach einem misslungenem Versuch oder nicht, jedennfalls ich mache mir Vorwürfe.  Ich hatte einen Kryoversuch gemacht,  erst in einem künstlichen Zyklus begonnen, den ich abgebrochen habe, da ich mich mit so vielen Medikamenten bei eigentlich sonst normal funktionieredem Zyklus nicht wohl fühlte. Mich störte es, dass durch die Mediseinnahme die körpereigenen Funktionen ausgeschaltet wurden. Zudem bekam ich während der Medikamenteneinnahme immer wieder schreckliche Migräne mit Aura. Einen Tag vor dem Transfer habe ich abgebrochen und dann erinnern Monat später einen Versuch im natürlichen Zyklus gemacht. Die Blastozyste sah sehr gut aus. Die ist noch aus dem Versuch übrig geblieben, aus dem meine Tochter entstanden ist. Ich weiß nicht, ob das Transferfenster nicht getroffen wurde oder sonstige Gründe vorlagen, jedenfalls gab es nicht mal eine Einnistung. Jetzt mache ich mir dauernd Vorwürfe, ob ich nicht doch das künstliche Zyklus hätte durchziehen sollen usw. Habe das Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben und meinen "Kind" keine Chance gegeben zu haben. Mir ist bewusst, dass man das nicht rückgängig machen kann, dass ich mich damit abfinden soll, trotzdem macht es mich so traurig. Vergeht das Gefühl, wenn ich alle Stufen der Trauer durchlaufen habe oder werde ich mir ewig Vorwürfe machen? Gestern ging es mir noch gut, als ich erfuhr, dass ich nicht schwanger bin, ich dachte, dass Ganze ist ja so komplex und ich habe ja ein Kind und sollte glücklich und dankbar sein, was ich ja bin. Aber heute bin ich aufgewacht und mache mir ununterbrochen Vorwürfe, weine und fühle mich schuldig.    Danke schön fürs Lesen!


Dipl.-Psych. Miriam Hartz

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Liebe Junona, Wir treffen den ganzen Tag Entscheidungen….für oder gegen etwas. Manchmal entscheiden wir uns auch dafür, nichts zu entscheiden und dann plätschern die Dinge so dahin. Bei jeder Entscheidung gäbe es zig Alternativen, die man auch hätte machen können. Sie haben Ihre Entscheidung mit den besten Absichten getroffen und mit dem Wissen, das Ihnen zu dem Zeitpunkt zur Verfügung stand. Niemand hat eine Glaskugel, um in die Zukunft zu schauen und dann die Entscheidung zu fällen. Wir wägen ab, schätzen Risiken ein, lesen Statistiken, hören auf unseren Körper, um uns der für uns möglichst „richtigen“ Entscheidung anzunähern, eine die wir in dem Moment vertreten können. Ein Teil bleibt aber immer Glücksspiel, weil einfach zu viele Faktoren im Spiel sind. Seien Sie gut zu sich, Sie haben in dem Moment des Kryoversuchs die richtige Entscheidung gefällt. Nun richten Sie den Blick nach vorn und überlegen sich, wie es weiter geht. Was muss geklärt werden? Zu welchen Schritten können Sie ja sagen? Zu welchen Nein? Und was wird auch unsicher und ambivalent bleiben? Ich wünschen Ihnen, dass Sie weiterhin so mutig und klar Entscheidungen treffen und gleichzeitig, die Ambivalenz gut aushalten. Herzlichst, Miriam Hartz


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