Frage: Schwangerschaftsdepression?

Hallo Frau Dr. Dorn, Ich weiß dass ich ein anfälliger Typ für Ängste bin. Hatte es als junge Erwachsene (Panikattacken, Angststörung) und hatte es seitdem gut im Griff. In belastenden Lebenssituationen merke ich, dass ich dennoch dazu neige. Naja, nun hatte ich im Leben insgesamt 4 Fehlgeburten, 2 vor der aktuellen SS (aktuell 18. SSW).. Ich war im Kiwu Zentrum und nahm zahlreiche Medikamente, uA Cortison. Ich merkte bereits zu Anfang der SS, also wirklich ganz früh, dass psychisch definitiv was im Busch ist. Hatte bereits anfangs immer wieder das Gefühl einfach völlig leer zu sein, eine Hülle meiner selbst, nicht mehr zu könne usw. war totmüde, schlief aber schlecht. Glücklicherweise konnte ich direkt am Anfang meine alte Therapeutin reaktivieren und bin seitdem auch dort. Beim letzten Mal meinte sie, ich würde mir vieles selbst einreden. Ich habe darüber lange nachgedacht, aber eigentlich empfinde ich es nicht so. Ich fühle mich tagelang echt schlecht - wie eine Fremde in meinem Körper (depersonalisation kenne ich auch von früher aber nicht in dem Ausmaß). Dann sind Tage dabei, da ist es besser und ich denke nicht den ganzen Tag darüber nach dass ich mich „falsch“ fühle. Ich kann wirklich keine Belastungen aktuell (Beziehung ist super, Arbeit fehlt mir - bin im BV) erkennen, die dies auslösen könnten. Außer die Vorgeschichte und Veranlagung... ich versuche es mir zu erklären, komme aber immer wieder „nur“ drauf dass das Schwangerschaftsbedingt ist. Kann das denn sein? Was mir tatsächlich fehlt ist eine sinnvolle Aufgabe. Ich nähe ab und zu, mache Yoga (das tut gut), aber es ist nichts was mich „super erfüllt“. Ich bin gerade etwas verzweifelt weil gerade das Gefühl, sich selbst fremd zu sein richtig ekelhaft ist. Kann ich aktiv da was tun? Ob es noch die ganze SS anhält kann mir natürlich niemand sagen. Es belastet mich aktuell sehr weil so viele Ungewissheiten (woher kommt es, wird es wieder weggehen, wenn ja wann, was kann ich aktiv tun, wird w noch schlimmer...) dabei sind. Danke für Ihre Antwort.

von steffalive am 17.12.2020, 14:20



Antwort auf: Schwangerschaftsdepression?

Es gibt Frauen, die Depressionen in der Schwangerschaft entwickeln, ohne dass dafür aktuell auslösende Gründe zu finden sind. Dies kann zB eine erhöhte Sensibilität auf die Schwangerschaftshormone zur Ursache haben. Depressive Vorerkrankungen sind Risikofaktoren für eine Depression in der Schwangerschaft und auch postpartal. Deshalb würde ich Ihnen raten, Ihre eigenen Empfindungen sehr ernst zu nehmen und möglichst eine Psychiaterin / einen Psychiater aufzusuchen, auch um eine gute Planung rund um die Geburt zu gewährleisten. Eventuell müssen Sie gemeinsam auch eine Medikation besprechen, wenn Psychotherapie nicht ausreicht. Es gibt Antidepressiva, die auch in der Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden können - natürlich immer unter guter Kosten-Nutzen Abwägung (www.embryotox.de). Auch unser Ratgeber könnte Ihnen noch weitere gute Hinweise für die Zeit der Schwangerschaft bieten: Almut Dorn / Anke Rohde, Krisen in der Schwangerschaft. Ein Wegweiser für schwangere Frauen und alle, die sie begleiten. Kohlhammer Verlag (2020).

von Dr. Almut Dorn am 17.12.2020



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